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aktualisiert: 31.01.2012 © 2001-2012 Gottfried Krieger
| Literaturprojekt Film Ich wache auf... von: Henrik Hain, Melanie Bayer, Martina Heitmann, Xenia Baumann, Thorsten Gommans, Carina van Hall, Tanja Caldenhoven Warum liege ich im Schuppen? Ich habe noch nie geschlafwandelt. Die Ferien scheinen mir nicht gut zu bekommen. Nun aber erstmal ins Bad. Besetzt. Mary duscht. Warum hat sie nicht abgeschlossen? Da legt sie doch sonst so großen Wert drauf. Na ja, dann lese ich halt erst ein wenig Zeitung. Jeden Tag dasselbe, ein Einbruch hier, ein Mord da. Wann ändert sich denn mal was? Die Haustür fällt zu. Mary ist wohl gegangen. Internet. Vielleicht ist ja Tom online. Ich schreibe mit ihm nun schon seit ein paar Tagen, er scheint anders zu sein, wie ich. Heute werde ich ihn nach einem Treffen fragen. Jetzt! Er willigt ein. Wir treffen uns im Wald, warum auch immer. Ich erzähle ihm von meinen nächtlichen Aktivitäten und er fragt mich nach dem Sinn des Lebens. Meine Antwort ist klar: Sterben, denn ich glaube fest an den Himmel, aber nicht im religiösen Sinne. Seine Antwort: „Sei dir da mal nicht so sicher.“ So etwas möchte man dann auch hören, aber er ist lieb, intelligent und höflich. Er bringt mich zum nachdenken, das schätze ich sehr. Ein Pärchen nähert sich uns. Sie kommen genau auf uns zu. Kenne ich sie? Tom auch nicht. Er möchte nun unbedingt gehen. Den Rest des Weges gehe ich alleine. Irgendwie gefällt er mir. Es kommt mir so vor, als würde ich ihn Jahre kennen. Selbst seine mysteriöse Art macht mir keine Angst. Spontan fällt mir aber auch nichts ein, wovor ich Angst habe. Mit diesem Gedanken entschwindet der Tag. Ich wache auf. Im Schuppen. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen. Dumme Idee. Was wollen die mir schon sagen? Rückenschmerzen habe ich nicht mal, als o wozu Geld ausgeben. Schlafwandeln ist schließlich keine Krankheit. Mary kriegt davon natürlich auch nichts mit. Sie wird wohl gerade auf der Arbeit sein. Ich finde es gut, dass wir uns so selten sehen. Sie redet mir einfach zu viel. Ich möchte nun mal nicht wissen, welche Oma ihr Mittagessen heute nicht gegessen hat. Außerdem ist alles nur Schein. Schwestern sollten sich nicht hassen, aber anders sollten auch keine Kriege geführt werden. Na ja, ich werde mir erstmal die Hände waschen gehen. Einen zweiten Schlüssel im Blumentopf zu vergraben war auch nicht gerade meine beste Idee. Blick in den Spiegel. Oh, mein Gott. Badewanne nichts, Spiegel nichts, nichts mehr. Träume ich? Ich habe gerade ganz deutlich im Spiegel gesehen, wie ich mit Blut verschmiert tot n der Badewanne liege. Nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber deutlich, so deutlich und real wie ich meine Hände sehen kann. Vielleicht sollte ich doch zum Arzt. Klingel. Wer mag das jetzt sein? Tom! Sehr gut, ich merke nämlich gerade, dass ich doch ein wenig Angst verspüre. Doch diesmal ist es Angst vor mir selber! Was ist bloß los mit mir? Ich erzähle ihm von meinem tollen Start in den Tag, wieder reagiert er nicht. Nur eine Frage: „Kannst du dich an die letzte Woche erinnern?“ Was soll das denn jetzt? Natürlich, warum auch nicht. Viel passiert bei mir ja auch nicht. Ich bitte ihn zu gehen. Irgendwie hilft er mir gerade absolut nicht. Den Rest des Tages werde ich wohl nun mit fernsehen verbringen. So höre ich wenigstens auf nachzudenken. Das macht mich nur noch mehr verrückt. Nächster Tag. Wie erwartet: Ich wache auf im Schuppen. Langsam reicht es. Wieso führt es mich doch immer wieder hier hin? So gemütlich ist er nicht und ich verbinde auch nichts mit dem Schuppen. Was liegt dort? Unsere Küchenmesser. Um Gottes Willen, ich hoffe ich habe damit im Schlaf nicht auch noch irgendwas angestellt. Schnell ins Haus. Das Telefon klingelt. Tom. Wir verabreden uns. Er kommt zu mir. Woher weiß er eigentlich wo ich wohne? Habe ich es ihm gesagt? Mir ist letzter Tage eh immer so schummerig, wahrscheinlich werde ich doch krank oder besser; Ich bin es schon. Für psychisch krank werde ich ja eh andauernd erklärt. Manche Menschen verstehen es einfach nicht, dass ich auf den kommerziellen Kram nicht stehe und einfach lieber für mich lebe, als sich dieser Welt auszusetzen. Tom ist mir da irgendwie ähnlich, glaube ich. Klingel. Tom ist da! Mein Herz rast, meine Hände werden feucht. Oh nein, schwere Anzeichen für ein großes Interesse! Aber mal nichts überstürzen. Knirschend öffne ich die Tür. Müsste mal wieder geölt werden. Was ist mit ihm passiert? Überall Blut und Erde. Ein Unfall? Ich schließe die Augen, öffne sie. Ein ganz normaler Tom steht vor mir. Ob diese, wie soll ich sagen, vielleicht Visionen mit meinen Schlafstörungen zusammenhängen? Er sagt kein Wort, tritt ein, setzt sich. Seine Frage: „Wo bist du heute aufgewacht?“ Wow, er hat ja schon fast hellseherische Fähigkeiten. Vielleicht ist er ja heute im Stande mit mir darüber zu sprechen. Es ist der einzige Punkt der mich an ihm stört. Ich habe ihm alles aus meinem Leben erzählt, selbst das Datum, an dem meine erste Periode eintrat. Verwunderlich, dass er auf die Schuppenangelegenheit nicht reagiert, oder eher gesagt vom Thema ablenkt. Vielleicht weiß er ja mehr als ich. Hat Mary vielleicht etwas damit zutun? Schließlich habe ich sie die letzten Tage immer verpasst und mögen tun wir uns auch nicht wirklich. Unsinn. Menschen mit einem langweiligen Leben spekulieren einfach zu viel. Die Fantasie nimmt ihren freien Lauf und lässt sie im äußersten Fall real wirken. Ich möchte nicht, dass dies mit mir geschieht. Zu Tom zurück. Er möchte diese Nacht hier bleiben um ‚mich im Schlaf zu beobachten’! Aber ich lasse ihn, denke ich. Ich vertraue ihm. Vielleicht kann er mir ja wirklich helfen und findet irgendwas heraus! Es kann natürlich auch sein, dass ich morgen nicht mehr aufwachen werde, aber da wäre ich wieder bei dem Thema der ausartenden Spekulation. Er fragt, ob ich mich daran erinnern kann, wie ich die letzten Nächte eingeschlafen bin. Hm, kann man sich denn überhaupt an so was erinnern? Ich jedenfalls nicht. Der Mann stellt Fragen, aber nun gut. Es war schließlich einst eine Eigenschaft, die ich sehr an ihm schätze, aber sobald Fragen auf mich bezogen sind, reagiere ich immer sehr empfindlich. Er spielt mit dem Küchenmesser, grinst mich verführerisch an: „Wir haben sehr viel gemeinsam!“ Haben wir das selbe Messer? Nein, mich freut es, dass er so was sagt. Es hat viel mehr zu bedeuten als „Deine Augen leuchten für mich wie Sterne.“ oder sonstige Teenie - Aufreißersprüche. Die Sonne geht langsam unter. Die Wohnungstür öffnet sich. Es wird Mary sein, endlich kann ich mal Tom zeigen, wer mich normalerweise jeden Tag terrorisiert. Ich möchte ihr ja nicht meinen Außenseiterlebensstil in die Schuhe schieben, aber ich mache es. Schließlich hat sie mein Leben soweit ruiniert, dass ich mich von meinen alten Freunden abgesondert habe. Aber sie wird selber ein psychisches Problem haben, denn die eigene Schwester in der Öffentlichkeit andauernd zu blamieren ist ein großes Anzeichen dafür. Wenn man seine Qualitäten selber nicht schätzt und preisgeben kann, müssen halt Menschen wie ich daran glauben. Ich werde es ihr heimzahlen. Ja! Auch wenn ich nicht viel von Racheaktionen halte, aber sie hat mehr als eine Lektion verdient. Sie betritt die Küche, keine Reaktion. Ist heute mal wieder so ein Tag, wo es ihr Spaß macht mich zu ignorieren? Liegt vielleicht auch an Tom. Dann belasse ich es mal dabei. Aber eine Kleinigkeit möchte ich nicht auslassen; Schlaftabletten. Es ist ja eigentlich nicht meine Art, aber wenn sie schon so drauf ist, wird sie auch die ganze Nacht extra den Fernseherlaut stellen, durch alle Zimmer rennen, Türen zuknallen und weiter alles menschenmögliche tun, um meine Freunde zu vergraulen. Wenn es doch nur nicht meine Schwester wäre, die mit mir zusammen lebt. Aber anders würden meine Eltern mir keine Miete finanzieren. Ihr Teewasser steht auf, Mary verlässt den Raum. Tom bitte ich mir einen Pullover aus meinem Zimmer zu holen. So, Tablette ins kochende Wasser. Mary lässt sich eine Badewanne ein. Danach wird sie ins Bett fallen und tief und fest schlafen, wunderbar! Dem Abend steht nichts mehr im Wege. Mary holt ihren Tee und geht wieder ins Bad. Ruhe. Wo bleibt Tom? Nachschauen. Er sitzt auf meinem Bett, starrt den Boden an, guckt zu mir auf. „Ich möchte dir gleich etwas zeigen!“ Okay. Es läuft mir ein kalter Schauder über den Rücken. Irgendwas stimmt hier nicht. Mir wird schummerig. Tom möchte mir nicht mehr darüber sagen. Gut. Kurze Zeit später führt er mich zum Schuppen. Er öffnet die Tür. Ich kann es nicht fassen. Dort liege ich! Tot! Überall Blut! Erinnerung: ~ nachts…ich wache auf…gehe ins Bad…Mary kommt rein…dutzende Stiche…das Küchenmesser…die Badewanne…schleift mich in den Schuppen…Tom beobachtet…Mary sieht ihn…bringt ihn ebenfalls um… ~ Gleichzeitig ertrinkt Mary in der Badewanne. Sie ist eingeschlafen. Nie hatte ich so ein erfülltes Gefühl. Ich wache auf…im Himmel. Martina Heitmann |