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31.01.2012

©     2001-2012

Gottfried Krieger

01/02

andere Facharbeiten

Facharbeit von Kerstin Verbeek

Die Ausstellungspraxis der Museen Kurhaus und Schloss Moyland

Facharbeit von: Kerstin Verbeek JSt. 12.2 01/02

Inhaltsverzeichnis

1.      Einleitung: Meine Intention und Zielvorstellung; Darstellung der Gebäude und ihre Entstehungsgeschichte

2.      Das Museum Kurhaus Kleve

-         die Sammlungen

-         die Ausstellungspraxis

-         ein Vergleich mit dem Museum Schloss Moyland

3.      Schlussteil: Zusammenfassung der Arbeitsschritte, Bewertung des Verlaufs der Facharbeit und ihrer Ergebnisse

1. Einleitung

Ich habe mich für eine Facharbeit mit dem Thema: „Die Ausstellungspraxis der Klever Museen Kurhaus und Schloss Moyland“ entschieden, da es mich sehr interessiert die Museen und ihre Sammlungen näher kennen zu lernen und wichtige Hintergründe über die Ausstellungen zu ermitteln, welche ich bisher nicht erfahren konnte. Ich suchte nach einer Arbeit in der ich sehr aktiv sein kann, und dies wird mir durch die Museenrecherche ermöglicht. Außerdem habe ich das Museum Schloss Moyland noch nie besucht und bin somit gespannt inwiefern es sich vom Kurhaus unterscheidet, oder sogar damit vergleichen lässt. Mein Ziel ist es die beiden Ausstellungspraxen in ihrem Grundprinzip zu erfassen und mir ein weiträumiges Wissen über diese Thematik während meiner Arbeitsvorgänge aneignen zu können.

Das Museum Kurhaus führt ursprünglich auf die Entdeckung einer mineralhaltigen Quelle am Springberg durch Dr. Johann Heinrich Schütte Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Dieser gründete daraufhin einen Kurbetrieb, und es folgte die Entstehung von „Bad Cleve“. Im 19. Jahrhundert begann man mit dem Bau des Kurhauses und stellte es 1872 fertig. Der erste Weltkrieg führte zu einem Einschnitt in der Geschichte des Kurgebäudes. Es verlor seine eigentliche Funktion und wurde verkauft. Die Eigentümer wechselten zu dieser Zeit sehr häufig und somit wurde das Gebäude auf vielerlei Arten genutzt: Lange Zeit befanden sich in den Räumlichkeiten mehrere Mietwohnungen und Mitte der 20er Jahre fand sich sogar eine Schuhfabrik ein. Der zweite Weltkrieg beschädigte das Kurhaus nur geringfügig, jedoch beschleunigte sich sein Verfall durch die alte Baustruktur zunehmend. Sogar die Polizei hatte für gewisse Zeit einige Bereiche des Gebäudes genutzt und auch als Unterbringung für Sozialschwächere war es verwendet worden. 1957- 63 mietete kein geringerer als Joseph Beuys das Erdgeschoss des Friedrich – Wilhelm – Bads, um darin sein Atelier aufzubauen. In weiteren Jahren fand lange keine Restaurierung statt, und erst 1989 wurde das Kurhaus von der Stadt Kleve erworben, mit der Absicht, das Gebäude zu einem modernen Museum umzubauen, welches aber seinen historischen Glanz nicht verlieren soll. 1997 wurde das Museum Kurhaus schließlich eröffnet.

Die Geschichte des Schloss Moylands reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit trug das noch kleine Gebäude den Namen „Burghaus Moyland“ und soll vermutlich aus einer Schanze entstanden sein. Die Liste der aufeinander folgenden Schlossbesitzer ist lang und somit wurde es auch häufig in seinem Bauwerk verändert. Nachzuweisen ist aber, dass es einen gotischen Kernbau besaß und später in eine Schlossanlage des frühen Barocks umgebaut wurde. 1766 kaufte die Familie Steengracht die Anlage auf, nutzten das Gebäude sehr lange als ihren eigenen Wohnsitz, und ließen es 1854 äußerlich durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner neugotisch umkleiden. Durch den zweiten Weltkrieg hat das Gebäude sehr gelitten und wurde lange nicht erneuert. 1987 führte man erste Restaurierungsarbeiten durch und gründete am 11. Juli 1990 eine Stiftung mit dem Namen „Museum Schloss Moyland“ mit der eigentlichen Aufgabe des Wiederaufbaus, so wie der Erhaltung des Denkmal geschützten Schlosses, als auch der Absicht ein Museum für moderne Kunst zu eröffnen. Das Gebäude konnte von außen in seinem neugotischen Stil erhalten bleiben - die Räumlichkeiten im Inneren sind jedoch komplett dem neuen Museum angepasst worden. Ende Mai 1997 feierte man dann die Eröffnung.

2. Das Museum Kurhaus Kleve

- die Sammlungen:

Das Museum Kurhaus bietet dem Besucher auf 3 Ebenen eine Ausstellung mit Kunstwerken vom Mittelalter bis zur Gegenwart, wobei ihr Schwerpunkt in der Kunst des 20. Jahrhunderts liegt. Im Erdgeschoss findet vom 27.1. bis 14.4.‘02 eine Präsentation von ca. 50 Werken des mittelalterlichen Bildhauers Dries Holthuys statt. Die Darstellung dieser Kunst des 16. Jahrhunderts ist somit in diesem Umfang nicht gewöhnlich für das Museum. Die spätgotischen - niederrheinischen Skulpturen, welche aus Holz und auch aus Stein gearbeitet sind, stellen größtenteils Heiligenfiguren dar, sind sich stilistisch sehr vertraut und weisen Gemeinsamkeiten mit den Werken des bekannten mittelalterlichen Künstlers Meister Arnt von Kalkar und Zwolle auf. 

Neben der Sammlung von Holthuys sind einige Werke von Joseph Beuys ausgestellt. Plastiken, Farblithographien und andere Objekte des im 20. Jahrhundert lebenden Künstlers finden sich hier zu einem kleinen Teil seines Lebenswerks zusammen. Aber auch die Photographien von Fritz Gettlinger (1911 – 1998) welche Beuys und seine Arbeiten zeigen sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen.

Einen Einblick in die 80er und 90er Jahre  gewähren die Photographien von Jeff Wall,

und ein immer feststehender Platz im Erdgeschoss gilt der Skulptur der Minerva, Göttin von Wissenschaften und Künsten.

Auf der ersten Etage befindet sich die Ewald Matare Sammlung. Sie ist dort dauerhaft angelegt und zeigt Plastiken und Holzschnitte, aber auch Zeichnungen und Aquarelle des von 1887 – 1965 lebenden Rheinländers. Die Landschaft, das Tier und der Mensch sind die Hauptthemen Matares, einem Künstler der klassischen Moderne. Der „tote Krieger“, welcher heute in restaurierter Form vor der Stiftskirche liegt, wurde 1934 von ihm geschaffen. Dies war auch die Geburtsstunde seiner Beziehung zu Kleve. Er bildete Schüler aus, die später zu bedeutenden Persönlichkeiten heran wuchsen. Unter anderem auch Joseph Beuys, der in einem weiteren Raum mit einigen Plastiken und Zeichnungen erneut  auftaucht.

Bedeutend sind auch die zeitgenössischen Photographien von Thomas Struth, der 1954 in Geldern geboren wurde. Im Erdgeschoss erhielt der Besucher bereits einen Einblick in die zeitgleichen Werke von dem Amerikaner Jeff Wall und findet nun durch Struth eine Ergänzung zu dieser Kunst.

In der ersten Etage trifft man auch auf mittelalterliche Skulpturen und barocke Malerei aus dem 15. Und 16. Jahrhundert. Hier taucht wieder der Name des Meisters Arnt von Kalkar und Zwolle auf. 

In einem weiteren Raum stehen die „vier Männerakte auf Stämmen“ aus dem Jahre 1998 von Stephan Balkenhol. (geb.1957) Darum hängen 16 Tafelzeichnungen mit Körperabbildungen, die ebenfalls in den 90ern geschaffen wurden.

Die zweite Etage bietet dem Besucher noch einmal einige Bilder und Graphiken aus dem 20. Jahrhundert. Hier sind internationale Künstler vertreten, dessen Werke sich durch unterschiedlichste Arbeitsmethoden voneinander differenzieren.

Eine Erweiterung der Ausstellungsfläche im Museum Kurhaus ist das Friedrich – Wilhelms – Bad, welches man nur durch eine Treppe vom Erdgeschoss ausgehend erreichen kann. Hier wird Kunst aus der Zeit des Klever Statthalters Johann Moritz von Nassau gezeigt und das ehemalige Bad Cleve durch viele erhaltene Werke dokumentiert.

- die Ausstellungspraxis

Das Museum Kurhaus besitzt drei Gebäudeteile bestehend aus dem Kurhotel, der Wandelhalle und dem Friedrich–Wilhelms–Bad. Es ist außergewöhnlich, dass genau der älteste Teil am besten erhalten ist. Dies ist das Friedrich–Wilhelms–Bad mit seinen Wandmalereien, die aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammen und noch heute im Museum zu bewundern sind. Auch der historische Holzboden ist noch im originalen Zustand erhalten worden. Die anderen beiden Teile sind in ihren Räumlichkeiten komplett erneuert und zu einer einheitlichen Gestaltung umgebaut worden. Sie sind für die Ausstellungen viel flexibler zu verwenden, da sie eine gewisse Neutralität und Zurückhaltung ausstrahlen. Die Böden sind aus Ahorn und besitzen eingesetzte Korkfugen, welche den Raum zusätzlich in sich gliedern. Die Wandverkleidung besteht aus belgischem Granit und an den Säulen, die im Museum stehen, hat man im unteren Bereich Blei angebracht. Diese Faktoren sind wichtig, da die Architektur des Museums mit der Vorstellung der Moderne über Material, Form und Abstraktion zu tun hat. Man versucht also neben den Kunstwerken auch dem Material eine gewisse Sprache zu verleihen und den Bezug zum Betrachter her zu stellen.

Außerdem gibt es viele unterschiedliche Räume, die es ermöglichen die Kunstwerke sehr variabel darzustellen. Der Aufbau der Wandelhalle im Erdgeschoss ist folgendermaßen zu beschreiben: Sie besteht aus drei lang gestreckten Räumen. Ursprünglich besaß das Kurhaus in diesem Gebäudeteil nur einen großen Raum. So wurde während dem Umbau eine so genannte „Stoa“ (s.Bild1),

welche das Badhotel und die Wandelhalle miteinander verbindet, an den großen Raum angebaut, und dieser dann durch eine Doppelwand geteilt (s.Bild2),

so dass drei gleich lange, parallel liegende Räume entstanden sind. In der Stoa dringt das Licht nur mäßig durch den hinter ihr liegenden Tiergartenwald ein. Der mittlere Raum, die so genannte „Pinakothek“, wird durch ein installiertes Oberlicht versorgt und der dritte, mit dem Charakter einer Galerie, welcher zur Tiergartenstraße hinaus liegt, lässt Nordlicht in den Raum fallen. Alle drei Räume besitzen somit keine Lichtquelle, die zu intensiv ist oder direkt auf die Objekte fällt. Das bedeutet, dass man die Möglichkeit hat, viele verschiedene Kunstwerke auszustellen und nicht durch negative Einflüsse eingeschränkt ist.

Auffallend ist, dass der Besucher beim Durchlaufen der Stoa direkt auf die Minerva Figur hingeführt wird (s.Bild1). Es ist das einzige Objekt im Museum, das für seine Platzierung und Präsentation eine zugeschnittene Architektur erforderte und dann an dieser Stelle seinen festen Platz erhielt. Über der Figur befindet sich eine Lichtkuppel, so dass sie durch natürlichen Lichteinfall erhellt wird. Die Minerva ist eine Ausnahme in den Museumsobjekten, da die restlichen Räume unabhängig von den zu präsentierenden Kunstwerken geschaffen wurden. Der Architekt Walter Nikkels hat dazu gesagt:

  „Während der Präsentation der ersten Entwürfe sprach ich von einem ‘Hotel für die Kunst‘, einem Gebäude, in dem der reisende sich heimisch fühlt und in dem auch die Kunst sich zu Hause fühlen sollte, eine Kunst, die sich ihren Platz sucht innerhalb einer Architektur, die in Anbetracht dieser Kunst eine dialektische Position einnimmt.“ 1

Ein zweiter wichtiger Eingriff beim Umbau des Museums neben der Schaffung einer Stoa, war die Verlängerung der Längsachse des Badhotels. Somit sind Räume entstanden, die spiegelbildlich zueinander sind und sich auf diese Weise in den anderen Etagen wiederholen. Daraus folgt, dass ein Gleichgewicht in der Raumverteilung entsteht, das auch die Präsentation der Kunst positiv beeinflusst, denn die Werke wirken dadurch ausgewogen.

Die einzelnen Räume werden nicht durch Türen voneinander getrennt, sondern gehen ineinander über und gewähren dem Besucher somit weiträumige Durchblicke: Steht man in einer Ecke eines Raumes, so kann meine seine Werke genaustens überblicken und Ansätze von Objekten der benachbarten Räume wahrnehmen. Im gesamten Museum möchte man dies bezwecken und so hat der Betrachter die Möglichkeit von den verschiedensten Standpunkten aus auf Treppen oder Kunstwerke, von Saal zu Saal und auch auf die außenstehende Natur zu blicken. Diese Art einer offenen Museumspräsentation wird zusätzlich dadurch unterstützt, dass es im Kurhaus keine chronologische Gliederung der Kunst gibt. Der Besucher geht also an keiner vorgeschriebenen Zeitachse entlang, sondern kann sich ab Betreten des Eingangs für alle Richtungen frei entscheiden. Man hat zu der historisch erhaltenen Holztreppe eine weitere schmale Treppe gebaut, die sich zwischen der Doppelwand (s.Bild2) in der Wandelhalle befindet. So kann man nicht nur auf einem Wege in die weiteren Etagen gelangen, und die Offenheit des Museums wird zusätzlich vertieft.

Die Kunstwerke werden im Museum so dargestellt, dass sie sich nicht gegenseitig beeinflussen, sondern in großen Abständen voneinander platziert werden. So soll das Individuelle jedes Werkes erhalten bleiben und ihm Ruhe und Raum geschenkt werden. Es entsteht dadurch auch eine angenehme und ruhige Atmosphäre für den Betrachter.

In der ersten Etage befindet sich, wie schon erwähnt, die Sammlung von Ewald Matare. Die Räume, in denen die Sammlung präsentiert wird, sind durch Vitrinenwände (s.Bild3) abgegrenzt,

was eine „offene Geschlossenheit“ entstehen lässt. In den Vitrinen befinden sich einige Werke des Künstlers, und man hat die Möglichkeit schon vor dem Betreten der eigentlichen Räume durch diese offenen Wände auf die Sammlung zu schauen. Dieser Sammlung werden in einem weiteren Raum Kunstwerke von einem seiner vielen berühmten Schüler gegenübergestellt. Dies ist zur Zeit Joseph Beuys. Man möchte so die Beziehung beider Künstler zueinander aufgreifen und neben der Darstellung der Kunstwerke auch einen geschichtlichen Hintergrund wiedergeben.

Das Werk „Vier Männerakte auf Stämmen“ von Stephan Balkenhol (s.Bild4) befindet sich in einem Vertikalraum, der bis unter das Dach der zweiten Etage reicht.

Das Werk von Balkenhol ist hier bewusst platziert worden, da die senkrecht stehenden Stämme die Raumform stark unterstützen. Die Männerfiguren schauen mit dem Rücken zueinander in alle Himmelsrichtungen, so dass sich das Werk nicht in sich begrenzt sondern etwas Weiträumiges oder Unendliches ausdrückt, was wiederum eine Gleichmäßigkeit auslöst und beruhigend auf den Betrachter wirkt. An den Wänden befinden sich insgesamt 16 große Tafelzeichnungen, die sehr hoch angebracht worden sind, so dass der Raum in seiner Höhe nochmals betont wird.

Das Friedrich–Wilhelms–Bad setzt den historischen Akzent des Museums mit einer Sammlung des Kunstgewerbes, alten Grafiken in denen die Geschichte des Bad Cleves dargestellt wird und einigen Bildern der umliegenden historischen Gärten. Es ist der einzige Gebäudebereich, der nur durch eine Treppe erreichbar ist und somit einen eher geschlossen Charakter besitzt. Die Räume, in denen die Zugangstreppe, die Böden und Wandbemalungen erhalten worden sind, stehen im direkten Einklang mit den Objekten und so fügt sich die eine Kunst in die Andere ein. Die großen Bilder an den beiden Seitenwänden des Friedrich–Wilhelm–Bades sind extra dort eingepasst worden und übersetzen den ehemaligen Landschaftsraum Cleves in abstrakter Form. Sie sind deswegen dort angebracht, weil die Badbesucher früher an dieser Stelle auf Balkonen standen, um in die umliegende Natur hinaus zu schauen.  

In Museen ist es immer nur möglich einen begrenzten Teil der kompletten Sammlung darzustellen. Der Rest befindet sich in externen und internen Depots. Im Kurhaus gibt es einen durch Glastüren begrenzten Raum, durch den das Graphikdepot für den Besucher sichtbar wird. Auch die hauseigene Bibliothek ist so aufgebaut. Dies hat allein den Zweck, dass ihm die offene und freie Haltung des Museums nahe gebracht wird und er sich nicht in seinen Beobachtungen begrenzt fühlt. An dem Grafikdepot ist der Wahlspruch des Statthalters von Cleve Johann Moritz von Nassau angebracht. ‘Qua patet orbis‘ – soweit der Erdkreis reicht – geht auf die unglaubliche Sammellust dieses Mannes zurück, der Künste aus allen Ländern der Welt besaß. Für das Museum ist der Spruch heute das Motto des Hauses und will damit eine weltliche Auffassung wiedergeben, die sich sehr offen hält und in die Ferne hinein denkt. Das Museumsgebäude und die Ausstellungen sollen dies durchsetzen, so dass sich ein jeder Betrachter eigene Ansichten und Erfahrungen aneignen kann.

- ein Vergleich mit dem Museum Schloss Moyland

Ähnlich wie das Kurhaus, dessen Schwerpunkt in der Kunst des 20. Jahrhunderts liegt ist auch das Schloss Moyland ein Museum für moderne Kunst und beinhaltet auf fünf Ebenen zahlreiche Werke aus der Sammlung der Brüder Franz Joseph und Hans van der Grinten. Die Sammlung hat ihren Ursprung im Jahre 1950, zählt heute rund 60.0000 Objekte und bezieht neben dem 20. –auch das ganze 19. Jahrhundert mit ein. Ein  wichtiger Bestandteil ist das Joseph Beuys Archiv, das auf die vielen gesammelten Materialien der Brüder van der Grinten zurück führt, die sie durch die gute Beziehung zu Joseph Beuys von ihm selbst erhielten . Mehr als 4000 Kunstobjekte sind von diesem Künstler in der Sammlung vertreten, und eine bestimmte Anzahl davon wird im Museum ausgestellt. Das Archiv bemüht sich um ständige Erweiterung und ist ein Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit.

Im Untergeschoss des Museums werden Skulpturen präsentiert. Der Besucher kann sich hier u.a. Büsten, Statuen und Torsi ansehen. Das Erdgeschoss beinhaltet Gemälde und Zeichnungen. Auch die Schlossgeschichte ist hier in einem kleinen Raum durch Photographien, Zeichnungen und Schriften dokumentiert. Die historische Kapelle, welche größtenteils erhalten geblieben ist, wurde den Museumsräumen angebunden und ist somit ein Bestandteil der Ausstellung. Begibt man sich eine Etage höher, so entdeckt man den großen und prachtvollen Zwirnersaal, der durch seinen Namen an den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner erinnern soll. In den anderen Räumen ist ein umfangreicher Bestand an Kunstwerken von Joseph Beuys ausgestellt. Unter anderem einige seiner Drucke und Plastiken, aber auch Darstellungen in denen der Künstler selbst abgebildet ist. In der zweiten Etage befinden sich Medaillen, Druckgraphiken, und Werke der Objektkunst. Von hier aus führt eine schmale Treppe in die letzte Etage des Museums, in der sich eine kleine Sammlung des Kunstgewerbes befindet, mit Objekten aus Materialien wie Glas, Porzellan und Kupfer. Im Schlossgebäude findet eine dauerhafte Ausstellung statt. Anders ist es in einer der beiden Vorburgen, denn dort werden ständige Wechselausstellungen präsentiert. Vom 09.12.’01 bis 10.03.’02 ist dies zur Zeit die Präsentation von Zeichnungen, Pastellen und Tuschen des Künstlers Heinz Mack. In der anderen Vorburg befindet sich in der ersten Etage der so genannte Doppelsaal, in dem Zeichnungen von Rudolph Schoofs hängen. Sie sind eine Ergänzung zu seinen Werken der Malerei, die der Besucher in der zweiten Etage des Schlosses findet.

Das Museum Schloss Moyland stellt fast ausschließlich Kunstwerke aus der Sammlung van der Grinten aus, was somit unterschiedlich zum Museum Kurhaus ist, da dessen Ausstellung verschiedene Sammlungen beinhaltet.

Um die Ausstellungspraxis des Schlosses Moyland zu erfahren, ist es notwendig einige wichtige Punkte zur Architektur zu nennen. Es ist ebenso wie das Kurhaus in seiner inneren Baustruktur modernisiert worden, nur das Äußere des Schlosses wurde, wie bereits erwähnt, im neugotischen Stil beibehalten. Wenige Elemente wie z.B. der Boden der Schlosskapelle oder das Kreuzgradgewölbe im Untergeschoss konnten in ihrem originalen Zustand erhalten bleiben und erinnern somit an die historische Vergangenheit des Gebäudes.

Die Räume folgen in allen Etagen einer symmetrischen Anordnung, die einen einheitlichen Aufbau der Räumlichkeiten schafft.

Die Symmetrie ist somit stärker ausgeprägt, als die des Kurhauses. Der Besucher hat also die Möglichkeit zwei identische Räume in ihrer unterschiedlichsten Gestaltung und Präsentation zu erfahren. Im Erdgeschoss kann man dies am Beispiel der grünen Galerie erkennen. Ihren Namen hat sie durch die grüne Wandfarbe und längliche Form erhalten. Sie befindet sich auf der rechten Seite des Eingangsbereiches, und in ihr hängen zahlreiche Zeichnungen verschiedenster Künstler mit unterschiedlichen Darstellungen. Genau gegenüber befindet sich eine identisch große Galerie, die jedoch durch eine weiße Wand und einen hellen Boden neutraler wirkt. In ihr hängen Malereien mit starker Konzentration auf Landschaften und Architektur, ausgedrückt durch verschiedene Stilrichtungen wie dem Surrealismus und Expressionismus. Durch das Beispiel der beiden Galerien werden also nicht nur verschiedene Raumgestaltungen deutlich, sondern auch unterschiedliche Künste und ihre Schwerpunkte.

Ein ganz wichtiger und typischer Aspekt der Ausstellungspraxis im Museum Schloss Moyland ist die so genannte „Moyländer Hängung“. Die Kunstwerke werden sehr dicht angeordnet, so dass die Wände vom Boden bis zur Decke behangen sind. Und auch die Skulpturen im Untergeschoss stehen sehr nah beieinander (s.Bilder5,6).

 

Dies führt zurück auf die Tradition der Schatz und Wunderkammern von Personen, die sich eine Sammlung aus unzähligen Einzelstücken verschiedenster Herkunft aufgebaut haben. Es erinnert ebenfalls an barocke Gemäldegalerien wie etwa im Palazzo Pitti in Florenz. Durch die Moyländer Hängung soll an jeder Wand möglichst nur ein Werk pro Künstler ausgestellt werden, was die Brüder van der Grinten beabsichtigt haben. Durch eine solche dichte Hängung hat der Besucher die Möglichkeit die Werke auszusuchen, die seinem Geschmack entsprechen. Kritiker behaupten, dass Bilder, die in großen Abständen ausgestellt werden, dem Betrachter eine bestimmte Wertung aufzwingen und ihm so einen Teil seiner Freiheit in Bezug auf die eigene Beurteilung nehmen. Das Kurhaus verfolgt diese Art der Präsentation und meint dazu, dass jedem Bild genügend Raum und Ruhe geschenkt werden soll, damit dass Individuelle des Kunstwerkes nicht verloren geht. Außerdem soll dies eine beruhigende Atmosphäre schaffen. Somit sind die beiden Museen in diesem Punkt völlig unterschiedlich und vertreten im übertragenden Sinne zwei differenzierte Ansichten. Auch im Schloss Moyland sind trotzdem einige Abweichungen vorhanden: Es gibt ein paar wenige Räume, in denen pro Wand nur ein Bild, oder viele Werke von nur einem Künstler präsentiert werden. Diese Namen sind manchmal schon in den dichten Hängungen aufgetaucht, und somit stehen die Räume durch ihre Kunst in Verbindung zueinander.

Das Schloss Moyland verfolgt ebenso, wie das Kurhaus eine angenehme Offenheit des Gebäudes durch gezielt angewandte architektonische Mittel. Die Räume scheinen zwar in sich abgegrenzter, schenken aber trotzdem die Möglichkeit in weitere hinein zu blicken und schon früh einen Eindruck ihrer Werke zu erhalten. Die Böden sind aus hellem Marmor, und die Wände sind fast ausschließlich weiß, so dass sie fließend ohne auffallende Abgrenzung ineinander übergehen. Dies wurde von den Brüdern van der Grinten bestimmt und wirkt unendlich still und rein auf den Betrachter. (Einzige Ausnahme ist die auffallend grüne Galerie)

Es gibt ebenso wie im Kurhaus keine chronologische Ordnung in der Präsentation der Werke, so dass die Ausstellung sehr variabel erscheint und den Betrachter in diesem Punkt nicht einschränkt. Das Museum zeigt jedoch auch Kunst, die von anderer stark abgegrenzt wird und ihren eigenen Ausstellungsbereich besitzt: Ein Beispiel dafür sind die Medaillen, die in der zweiten Etage in den Turmbereichen präsentiert werden und nur durch schmale Treppen zugänglich sind (s.Bild7).

Die kleinen Objekte fügen sich außerdem ideal in die rundliche Raumform ein. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Kurhaus sind die zwei Möglichkeiten von einer Etage zur Anderen zu gelangen. Zentral gelegen befindet sich am Eingang ein großes Treppenhaus mit einer sehr offenen und großzügigen Bauart. Im Südturm des Schlosses ist eine zweite Treppe und somit muss der Besucher keinem vorgegebenen Weg folgen und kann sich aussuchen, wie er das Museum durchlaufen möchte.

Eine Besonderheit im Schloss ist sicher der Zwirner Saal in der ersten Etage. Er ist wie ein moderner Festsaal aufgebaut und ist Bestandteil der Ausstellung, dient aber auch festlichen Anlässen. Dies verschmälert die Distanz zwischen Ausstellung und Betrachter - man kann sie auf besondere Art und Weise erfahren.

Besonders sind auch die technischen Möglichkeiten im großen Saal der rechten Vorburg. Er besteht aus einem rechteckigen Innenraum und einem darum laufenden Gang. Man hat hier die Möglichkeit einige Innenwände zu bewegen, so dass der Saal, je nach belieben und der Ausstellung angepasst, veränderbar ist.

Das Museum verfolgt außerdem die Absicht, Kunstwerke nicht nur in den Ausstellungsräumen zu präsentieren: Im Café der Vorburg trifft man auf einige Zeichnungen und Malereien. Dies zeigt, dass die Kunst nicht durch Gebäude begrenzt, sondern sehr weiträumig verbreitet sein soll. 

3. Schlussteil

Zu Beginn meiner Facharbeit habe ich mir im Internet einige Seiten mit Texten über die beiden Museen ausgedruckt, um somit einen ersten Eindruck über ihre Sammlungen, die Entstehungsgeschichte und wichtige Hintergründe zu erhalten. Über die Ausstellungspraxis, welche den Schwerpunkt meiner Arbeit bildet, findet man jedoch auf diese Weise nur sehr wenige Informationen. Ich nahm mir vor die beiden Museen zu besuchen und schrieb mir während den Rundgängen vieles über die Kunstwerke, Architektur und Atmosphäre im Museumsgebäude auf. Diese Beobachtungen, die ich festhielt, waren später während den Gesprächen mit der Museumspädagogin des Schloss Moylands und dem stellvertretenden Leiter des Kurhauses Herr Dr. Mönig sehr nützlich für mich, weil die von ihnen angesprochenen Punkte somit besser nachzuvollziehen waren. Die Gespräche lieferten meiner Meinung nach den umfangreichsten und wichtigsten Beitrag zum Thema „Ausstellungspraxis“. Außerdem war es eine sehr bereichernde Erfahrung ein solches Zusammentreffen zu organisieren und mit den beiden Personen in Kontakt zu treten. Von ihnen erhielt ich einige Bücher und Prospekte, aus denen ich zusätzlich gute Informationen entnommen habe. Somit hatte ich also genügend Materialien durch die Mitschrift der Interviews und der vorhandenen Literatur und begann mit dieser Grundlage den Textteil zu formulieren.

Mit meiner Facharbeit stellte ich mir zum ersten Mal die Aufgabe eine Thematik zu behandeln, die für mich noch völlig unbekannt war. Es war eine Art Herausforderung, die  aber durch mein Interesse an diesem Thema und ein gutes Vorankommen während meiner Untersuchungen, keine besonderen Probleme mit sich führte. Ich habe über die beiden Museen und auch über allgemeine Thematiken der Kunst sehr viel dazu lernen können und glaube, dass Thema realisiert zu haben.

          Literaturverzeichnis

-         Nikkels, Walter und de Werd, Guido: Anblick/Ausblick – Das Museum Kurhaus Kleve. Köln: Salon Verlag, erste Auflage - 1997

-         Faltblatt: Museum Kurhaus Kleve. Bonn: VG Bild-Kunst 1998

-         Faltblatt: Ewald Matare Sammlung

-         Faltblatt: Dries Holthuys – Ein Meister des Mittelalters aus Kleve

-         Paust, Bettina: Moyländer Hängung. 2001, http://www.moyland.de 

-         Stiftung Museum Schloss Moyland: Museum Schloss Moyland – Sammlung van der Grinten. München: Prestel- Verlag, zweite Auflage – 1997. Veränderte Auflage 1998

-         Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz: Museum Schloss Moyland und sein Park in Bedburg-Hau (Kreis Kleve) – Rheinische Kunststätten. Neuss: Neußer Druckerei und Verlag GmbH, zweite Auflage - 1998

-         Faltblatt: Museum Schloss Moyland

-         Weitere Informationen folgten durch Gespräche mit Herrn Dr. Mönig (Museumsleitung Kurhaus Kleve) und Annette Theyhsen (Museumspädagogik Schloss Moyland)

1 Nikkels, Walter und de Werd, Guido: Anblick/Ausblick – Das Museum Kurhaus Kleve, S.97

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