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aktualisiert:

31.01.2012

©     2001-2012

Gottfried Krieger

 

Eiskalte Engel

Zusammenfassung des Films:

 In dem Film „Eiskalte Engel“ geht es hauptsächlich um eine komplizierte Dreicksbeziehung zwischen den drei Hauptfiguren Sebastian ( Ryan Phillipe ), Kathryn ( Sarah Michelle Gellar ) und Annette ( Reese Witherspoon ).

Sebastian ist einfach ein Frauenverführer, so ist sein Ruf. Seine Stiefschwester ist die bezaubernde und allseits beliebte Kathryn. Um sich an ihrem Exliebhaber, der sie für die in ihren Augen unreife Cecile verlassen hat, zu rächen, soll Sebastian Cecile verführen. Gleichzeitig versucht Kathryn, sie mit ihrem schwarzen Musiklehrer Ronald zusammenzubringen, um ihrem Ruf und dem ihrer Familie zu schaden. Aber Sebastian ist sicher, dass das ein Kinderspiel wird und so heißt sein neues Opfer Annette, die Tochter des neuen Schuldirektors von seiner und Kathryns Schule. Diese hat in einem Jugendmagazin beteuert, solange Jungfrau zu bleiben, bis sie ihre wahre Liebe gefunden hat. So schließen Sebastian und Kathryn die Wette ab, dass er es bis zum Ende der Sommerferien geschafft haben muss, mit Annette zu schlafen und zur Unterstützung von Kathryn auch mit Cecile. Ist er erfolgreich erhält er eine heiße Nacht mit der Frau, mit der es nie geschafft hat zu schlafen, Kathryn. Doch wenn er es nicht schafft, erhält seine Stiefschwester sein heißgeliebtes Auto, sein Jaguar Oldtimer – Cabrio.

Annette bleibt erst standhaft, doch Sebastian verliebt sich das erste Mal richtig in eine Frau, in Annette. Daher nimmt er auch nicht die Gelegenheit wahr mit Annette zu schlafen, als diese will und somit gewinnt er auch die Wette nicht. Als Kathryn bemerkt, dass ihr Stiefbruder sich in eine andere verliebt hat, versucht sie einen Keil zwischen Sebastian und Annette zu treiben, indem sie Sebastian dazu bringt, Annette zu sagen, dass er sie doch nicht liebt. Als er bemerkt, was für ein Spiel Kathryn treibt, versucht er Annette zurück zu gewinnen, indem er ihr seinen wichtigsten Besitz gibt, sein Tagebuch und somit auch die ganze Wahrheit über ihn. Währenddessen telefoniert Kathryn mit Ronald, mit dem sie eine kurze Affäre hatte und erzählt ihm, dass Sebastian sie angeblich geschlagen habe und mit Cecile geschlafen hat. Daraufhin sucht Ronald Sebastian, um ihm seine Meinung zu sagen. Doch die Situation eskaliert und Ronald wird handgreiflich. Bei dem Versuch die beiden zu trennen wird Annette auf die Straße geschleudert. Als ein Taxi sie zu erfassen droht stürzt Sebastian auf die Straße und bei dem Versuch sie zu retten wird er selbst angefahren....

Fortsetzung:

Die Reifen des Taxis quietschten. Plötzlich schien die Welt still zu stehen. Dieser Moment währte jedoch nur kurz, solange nur, wie die Realität brauchte um Annette einzuholen. Menschen schrieen, irgendwo knallte eine Türe. Annette nahm ihre Umwelt nur verschwommen war. Sie konnte sich in dieser Welt, die ihr gerade noch so bekannt vorgekommen war nicht zurechtfinden. Doch dann wurde ihr mit einem Schlag klar: Sie musste sich zurechtfinden, musste den Tatsachen ins Auge blicken. Sie zwang ihren Blick, der ihr immer noch nicht ganz gehorchen wollte, hinzusehen. Einem Szenario zuzusehen, welches ihr aus Filmen so bekannt war und welches jetzt bedrohlich real aussah. Annette erblickte Sebastians Körper und dachte Wie seltsam verdreht er dort doch unter dem Taxi liegt. Und dann fing sie allmählich an, zu begreifen. Er ist tot, er ist tot, er ist tot! Das war das einzige woran sie denken konnte. Verzweifelt ließ sie sich neben ihn fallen, klammerte sich weinend an ihn. Irgendwo über sich hörte sie die Stimme des Taxifahrers, wie er verzweifelt betete. Was bringt dir und mir dein Gott jetzt noch, wo Sebastian doch tot ist, dachte sie. Auf einmal sprach eine sanfte Stimme zu ihr, löste Sebastian aus ihrer Umklammerung. Sie schien es nicht wirklich wahrzunehmen. Erst das Martinshorn ließ Annette aufschrecken. Verängstigte, große Augen starrten sie aus der Fensterscheibe des Taxis an und irgendwo in ihrem Bewusstsein ahnte sie, dass es ihre Augen waren. Sie nahm nur verschwommen wahr, wie jemand sie in eine Decke wickelte und sie in den Krankenwagen trug.

Jetzt befand sie sich auf einem der kalten und anonymen Krankenhausflure. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie mit dem Krankenwagen bis zum Krankenhaus gebraucht hatten und wusste auch nicht wirklich, wie sie in diesen Flur gekommen war. Höhnisch schien ihr das OP-Schild zu ihrer Linken zuzublinken. Sebastian befand sich immer noch hinter dieser Kliniktüre. Und sie?! Sie war allein, mutterseelenallein. Sie war allein, als der Arzt ihr erklärte, wie schlecht es um Sebastian stand und, dass er vielleicht nie mehr wieder laufen könne. Sie war allein, als eine der Krankenschwestern ihr eine Tasse Kaffee brachte und versuchte, sie ein wenig aufzumuntern. Irgendwann wurde sie von einer der Schwestern in ein Zimmer geführt. Dort erblickte sie ihn. Er lag in seinem Bett, schien zu schlafen und sah furchtbar zerbrechlich aus. Wie sie ihn so daliegen sah, merkte sie, wie sie allmählich wieder ein Gefühl für die Realität bekam. Langsam ging sie auf das Bett zu, strich ihm sanft über die Haare und erinnerte sich jetzt wieder in aller Klarheit der Worte, die der Arzt zu ihr gesagt hatte. Sie drehte sich zu der Krankenschwester um. „ Sagen sie, wird er wirklich nie wieder laufen können?“ Die Krankenschwester sah sie einen Moment lang schweigend an, dann antwortete sie in einem bedächtigen Tonfall: „ Es kommt darauf an, wie gut sein Körper sich selbst heilen kann. Wir können nicht viel mehr machen, als ihm Medikamente zu geben. Den Rest muss der Körper alleine schaffen. Viele Menschen haben solche Verletzungen schon überstanden, aber es gab auch einige, die nie mehr, beziehungsweise nur noch bedingt laufen konnten. Ich will ihnen nicht die Hoffnung nehmen, aber es würde auch nichts bringen, wenn ich die Tatsachen beschönigen würde.“ Zaghaft versuchte Annette zu lächeln. „ Vielen Dank, dass sie mir die Wahrheit gesagt haben. Eine Lüge hätte ich nicht verkraftet und so weiß ich wenigstens, wie es wirklich um ihn steht.“ Diese Antwort zeigte der Schwester, dass Annette sich mittlerweile weitestgehend von ihrem Schockzustand erholt hatte. „ Würden sie vielleicht eben zur Seite treten? Ich muss noch eben die Infusion richtig einstellen.“, bat sie Annette. Diese machte schweigend den Weg frei und trat zum Fenster. Irgendwann hörte sie die Pflegerin sagen: „ Ich werde sie jetzt erstmal allein lassen müssen. Meinen sie, sie schaffen das?“ Weiter aus dem Fenster blickend antwortete Annette: „ Gehen sie ruhig. Mir geht es soweit wieder gut. Wenn etwas sein sollte, dann melde ich mich.“ Eine Sekunde blieb die Pflegerin noch stehen und schaute in Annettes Richtung, dann ging sie aus dem Zimmer. Nachdem die Krankenschwester den Raum verlassen hatte, drehte Annette sich um und betrachtete eine Zeit lang schweigend Sebastian. Dabei dachte sie an die Zukunft und die möglichen Folgen des Unfalls. Irgendwann, die Zeit schien ihr wie eine Ewigkeit vorzukommen, setzte sie sich an sein Bett. „Ach Sebastian, wie konnte es nur so weit kommen? Wieso warst du nicht von Anfang an ehrlich zu mir? Wie kann ein Mensch sich nur so extrem von jemand anderem beeinflussen lassen? Wir hätten so eine schöne Zeit haben können! Was soll nur aus uns werden? Wie soll ich dir nur jemals wieder vertrauen können?“ Auf ein Mal konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und saß schluchzend an Sebastians Seite. In ihrem Kummer versunken merkte sie zuerst gar nicht, wie sich eine Hand tröstend auf ihre legte. Erst als Sebastian sie ansprach merkte sie, dass er aufgewacht war und erschrak im ersten Moment zutiefst. „ Sebastian, du bist ja wach. Wie geht es dir? Geht es dir gut, oder soll ich die Schwester holen?“ „ Nein, nein, geh nicht. Wir müssen uns unterhalten und das ist mir im Moment wichtiger, als dass irgendeine Schwester guckt, ob mit mir alles in Ordnung ist. Sag, kannst du mir verzeihen? Ich weiß, dass ich viel Scheiße gebaut habe und weiß auch noch nicht, wie ich das alles wieder gut machen kann, aber ich will es versuchen!“ „Nach allem, was passiert ist, wird es mir schwer fallen, dir wieder zu vertrauen.“  Gerade, als Annette weiter sprechen wollte, wurde sie von der Krankenschwester unterbrochen, die hereinkam. Als sie sah, dass ihr Patient wach war, scheuchte sie Annette mit der Begründung, dass der Patient nun Ruhe brauche, hinaus. Annette fiel es sehr schwer ihre Erleichterung darüber zu verbergen, dass sie ihre Entscheidung über die Zukunft nun noch hinauszögern konnte und verließ fast fluchtartig das Zimmer. Sie hörte noch, wie die Krankenschwester zu Sebastian sagte, dass er sich wieder hinlegen solle und versuchen solle, zu schlafen. Annette wollte von alle dem erstmal nichts mehr hören und verließ, tief in Gedanken versunken das Krankenhaus. Ganz automatisch schlug sie den Weg zu ihrem besten Freund Taylor ein und als sie vor seiner Haustüre stand wusste sie nicht einmal, wie sie dorthin gelangt war.

Währenddessen lief Kathryn ruhelos in ihrer Wohnung umher. Die Ungewissheit darüber, wie ihre Intrige ausgegangen war ließ sie schier wahnsinnig werden und als das Telefon klingelte stürzte sie sich darauf. „Kathryn Mertueil“, meldete sie sich. „Ja hier das St. Anne Hospital. Spreche ich mit der Mutter von Sebastian Velmont?“ „Nein ich bin die Schwester.“ „Oh. Nunja ihr Bruder hatte einen Unfall. Er wurde bei dem Versuch seine Freundin zu retten von einem Auto erfasst. Er ist auf dem Weg der Besserung, aber sein Zustand ist immer noch kritisch. Vielleicht wollen sie ihn besuchen kommen? Seine Freundin ist zum Glück schon da.“ „ Was? Sebastian hatte einen Unfall? Ich bin auf dem Weg.“, und schon legte sie auf. „Dieser Trottel! Wie kann man nur so dämlich sein und sich für so eine Person vor ein Auto werfen! “, dachte sie spöttisch. Tatsächlich wusste sie tief in ihrem Inneren, dass es ihre Schuld war und dies nagte an ihrem Gewissen. Doch der Gedanke, dass sie verloren hatte war für sie noch unerträglicher. Um ihren guten Ruf aufrechtzuerhalten rannte sie durch die Eingangshalle, rief ihren Chauffeur zu sich und befahl ihm, sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen. Als sie am Krankenhaus ankam durchschritt sie gelangweilt die Eingangshalle, doch als sie eine Krankenschwester sah, setzte sie einen besorgten Gesichtsausdruck auf und erkundigte sich nach dem Zimmer von Sebastian. Die Schwester erklärte ihr, wie sie das Zimmer finden könne und auf dem Weg dorthin wappnete Kathryn sich für ihren Auftritt. Als sie jedoch das Zimmer betrat, erschrak sie zutiefst. So hatte sie ihren Stiefbruder noch nie gesehen. Er lag leichenblass in dem Krankenbett und sah mehr tot, als lebendig aus. Kathryn hätte nie erwartet, dass es sie so tief treffen könnte, ihren Bruder in so einer Verfassung zu sehen. In diesem Moment erkannte sie erst, wie wichtig Sebastian ihr war und, dass sie eigentlich nicht ohne ihn leben konnte. „Was willst du denn hier?“, bekam sie zur Begrüßung zu hören. „Du bist hier nicht mehr erwünscht, du hast alles kaputt gemacht. Die Beziehung zu Annette war mir das Wichtigste in meinem Leben!“ Bei diesen Worten kehrte die alte Kathryn zurück. „ Du hast dich mit deinen jämmerlichen Gefühlen, wie du sie nennst, selber in diese Lage gebracht! Wärest du auf meiner Seite geblieben, wäre dir das nicht passiert. Aber ich hab dir ja schon immer gesagt, dass du ein jämmerlicher Looser bist und für immer bleiben wirst!“ „ Ach, du hast doch keine Ahnung. In deiner Welt gibt es nur dich und deine Intrigen. Verschone mich mit deiner Gegenwart. Du bist Gift für alle, mit denen du in Kontakt kommst!“ Wütend schritt sie auf sein Bett zu. „ Was verstehst du denn schon? Guck dich doch an, dann weißt du, was du von all dem hast. Tu nicht so, als würdest du mich nicht mehr begehren, dass glaubst du ja wohl selber nicht! Ohne mich bist du nichts!“

Von alledem ahnte Annette nichts. Sie lag weinend in den Armen ihres besten Freundes. Aufgelöst berichtete sie ihm von ihrem Leid und ihrer Unwissenheit darüber, was sie nun tun solle. Als Annette zu Ende erzählt hat, schwiegen beide eine Zeit lang. Taylor dachte voller Unbehagen daran, wie Sebastian ihn erpresset hatte und er daraufhin Annette an ihn verraten hatte. Er sann darüber nach, ob er ihr all das erzählen solle und fürchtete sich vor ihrer Reaktion. Aber sein Gewissen sagte ihm, dass er es ihr besser beibringen solle. „Annette“, begann er, „ich muss dir etwas erzählen, aber bitte unterbrich mich nicht, es fällt mir so schon schwer genug. Dir ist doch bestimmt aufgefallen, dass ich in den letzten Jahren keine Freundin hatte. Ja natürlich ist es dir aufgefallen, so wie es wahrscheinlich jedem aufgefallen ist. Ich musste mich vor meinen Freunden mit widerlichen Sexgeschichten herausreden, aber die Wahrheit ist, ich habe Freunde statt Freundinnen. Ich bin schwul.“ „Aber das ist doch nicht sch…“ „ Nein, sag nichts, ich habe deinen Trost nicht verdient, dass ist ja noch nicht alles. Sebastian hat mein Geheimnis herausgefunden und mich damit erpresst. Die Wahrheit ist, ich habe dich an ihn verraten, damit er mein Geheimnis für sich behält. Ich weiß, dass du mir das nicht verzeihen kannst und dass ich damit unsere Freundschaft zerstört habe. Aber eines will ich dir noch sagen: Sebastian hat dich am Ende wirklich geliebt.“ Fassungslos starrte Annette ihn an. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade eben gehört hatte. „ Nein, dass kann nicht sein! Wie konntest du nur so etwas tun?“, stammelte sie vor sich hin. Plötzlich überkam sie ein Gefühl vollkommener Leere. Sie fühlte sich von allen verlassen und verraten. Annette stürmte aus dem Haus auf die Straße. Dort stand sie nicht wissend, wohin sie sich wenden sollte. Doch plötzlich wusste sie, was zu tun war. Langsam und immer noch zweifelnd ging sie in Richtung Krankenhaus. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt.

Im Krankenhaus war indessen die Pflegerin in das Zimmer von Sebastian gestürzt, da das Streitgespräch von ihm und Kathryn bis auf den Flur zu hören war. Entrüstet befahl sie Kathryn: „ Raus hier, sie haben nicht das Recht, den Patienten so aufzuregen! Er braucht strikte Ruhe! Er ist schwer verletzt, wie können sie es wagen. Raus hier!“ „ Sie haben gar nichts zu sagen!“, schrie Kathryn erbost. „Ich komme und gehe wie und wann ich will! Und außerdem geht es sie überhaupt nichts an, wie ich meinen Bruder behandle.“ Entsetzt guckte die Krankenschwester sie an. Sie hatte in ihren langen Berufsjahren zwar schon vieles gehört, aber dies übertraf alles. „ Wenn sie es nicht anders wollen, dann rufe ich jetzt halt eben den Sicherheitsdienst. Sie bekommen Hausverbot und brauchen sich hier nicht mehr blicken zu lassen.“ „ Vergessen sie es! Ich gehe ja schon. Mit diesem Versager will ich eh nichts mehr zu tun haben.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da drehte sie sich auch schon auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer, einen schwachen aber durchdringenden Parfümduft hinterlassend. In ihrer Wut sah sie nicht, wo sie hinlief und prallte auf dem Flur prompt mit Annette zusammen. „Ach, das süße Mäuschen ist auch schon eingetroffen... Sieh zu, dass du zu deinem Loser- Freund kommst. Ihr beiden seid wirklich ein super Paar - Versager und frigides Püppchen.“ Annette reagierte auf diese vulgären Worte nur mit einem gelangweilten Lächeln und antwortete: „ Besser frigides Püppchen, als kokainsüchtiger Junkie. Du bist einfach nur bemitleidenswert!“ Kathryn starrte Annette einen Moment schockiert an, dann rauschte sie wortlos den Flur hinab. Für kurze Zeit konnte Annette diesen Sieg genießen, doch dann legte sich der Gedanke an ihr Vorhaben wieder wie eine dunkle Wolke über ihr Gemüt. Leise klopfte sie an die Zimmertüre. Als sie eintrat wurde sie mit den Worten empfangen:             „ Mein Patient braucht jetzt aber wirklich Ruhe. Sind sie immer noch nicht weg?! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Wie dreist ka.... Oh, sie sind das. Entschuldigen sie bitte, sie dürfen natürlich hereinkommen.“ Für einen kurzen Moment blieb Annette verwirrt in der Türe stehen, dann trat sie ein. „ Könnten sie uns vielleicht für einen Moment alleine lassen? Das wäre sehr lieb von ihnen.“ „ Aber natürlich, meine Liebe. Aber regen sie ihn mir nicht zu sehr auf. Der Streit mit seiner Schwester hat ihn sehr mitgenommen und geschwächt.“  Gut, damit wäre meine Entscheidung mal wieder aufgeschoben. Ich kann ihn doch jetzt nicht über ein paar Wochen hinweg anlügen und ihm dann sagen, dass ich doch eigentlich gar nicht mehr mit ihm zusammen sein kann,  dachte Annette verbittert. Mit diesen Gedanken setzte sie sich an sein Bett. „ Wie geht es dir denn heute? Was wollte Kathryn hier? Wie konnte sie sich überhaupt noch hierhin wagen?“ „ Sie wollte die fürsorgliche Schwester spielen, doch das ist ihr etwas missglückt“, antwortete Sebastian mit brüchiger Stimme. „ Diese Frau ist hinterlistig und intrigant. Nur schade, dass ich es so spät erst erkannt habe, sonst wäre uns so einiges erspart geblieben.“ Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck guckte sie ihn an und sagte: „ Du warst bis vor ein paar Wochen genauso intrigant und fies!“ “Fies ist eigentlich kein Ausdruck für das, was ich war. Ich war ein ziemliches Arschloch, würde ich sagen. Aber du hast mich verändert, durch dich bin ich das geworden, was ich jetzt bin!“, erwiderte Sebastian. „ Ja aber reicht das? Woher will ich wissen das du dich nicht wieder veränderst und genauso wirst wie du einmal warst, was für eine Garantie habe ich dafür?“, in Annettes Stimme schwang der Zweifel mit, den sie die ganze Zeit in sich geborgen hatte. Sebastian interpretierte diesen Tonfall richtig. „ Annette, ich weiß, dass du allen Grund hast zu Zweifeln. Doch willst du mir keine Chance geben? Ich will alles für dich ändern. Meine Verbindung zu Kathryn werde ich vollkommen auflösen, sie wird für mich nicht mehr existieren. Von nun an gibt es nur noch dich und mich.“ „Aber was wird mein Vater zu der ganzen Sache sagen? Er weiß nicht wie du dich verändert hast. Er wird die Geschichten über dich hören und mir den Umgang mit dir verbieten“, gab Annette zu bedenken. „ Du machst dir Sorgen um deinen Vater und was ist mit mir? Jeder muss doch sehen wozu Kathryn fähig ist. Mein Gott sieh mich doch an, ich bin ein Wrack! Wird jeder in mir nur noch den alten Sebastian sehen, will denn niemand den Neuen sehen?“ Sebastians Stimme wurde immer lauter. „So sei doch still sonst kommt die Krankenschwester…Aber sieh doch, Sebastian, niemand weiß was Kathryn getan hat. Wie willst du das beweisen? Sie wird für immer die Unschuld vom Lande bleiben. Sie selbst weiß doch noch nicht mal, dass ich weiß was ihr …was sie getan hat. Woher will sie wissen, dass ich dein Tagebuch gelesen habe? Das wird für immer unser Geheimnis, nein lass mich nicht Geheimnis sagen, es wird für immer unsere Last sein.“ Und als sie das sagte hatte sich Annette entschieden. Sie würde bei Sebastian bleiben, auch wenn es schwer werden würde. Er brauchte ihre Unterstützung und vielleicht konnte sie irgendwann vergessen, was in den letzten Wochen mit ihr passiert war. Traurig sah sie Sebastian an, dieser erwiderte ihren Blick liebevoll. „Ach mein Schatz“, seufzte er  „ ich bin der festen Meinung, dass wir es schaffen, wenn wir uns nur unterstützen. Doch jetzt fühle ich mich schwach, zu schwach.“ Geschwächt legte er sich in seine Kopfkissen, Annette hielt beunruhigt seine Hand. „ Ruh dich aus, du brauchst es! Und mach dir nicht so viele Gedanken“, sie küsste ihn sanft auf die Stirn. Mit einem besorgten Blick nach hinten verließ sie das Zimmer. Auf dem Flur traf sie die Krankenschwester. Sie trat zu ihr und fragte:           „ Sagen sie, wie steht es um Sebastian? Wird er wieder gesund? Er scheint nicht stärker geworden zu sein, nein im Gegenteil er scheint immer schwächer zu werden“. „ Ich kann es ihnen nicht sagen. Die Schwächeanfälle können vom Regenerationsprozesses des Körpers kommen, dies kostet sehr viel Kraft, aber ihr Freund könnte uns auch jede Minute unter den Händen wegsterben, dass kann keiner genau sagen. Gehen sie nach Hause, Kleines. Sie sehen erschöpft aus. Legen sie sich ein paar Stunden hin, so wie sie aussehen, können sie es gebrauchen. Meinetwegen kommen sie heute Abend wieder.“ Aufmunternd drückte sie Annettes Hand. Wie meine Mutter, schoss es Annette durch den Kopf. Zu der Krankenschwester sagte sie: „Ja sie haben recht ich werde wohl nach Hause gehen.“

 Kathryn stieg vor dem Krankenhaus aufgelöst in ihre Limousine. Wie konnte diese Person es wagen, so mit ihr zu reden?! Eine Unverschämtheit und durch so eine Landpomeranze wurde sie ersetzt, wieder einmal wurde sie versetzt. Erst durch Cecil diesem Blag und jetzt Annette. Na der werde ich es zeigen, dachte Kathryn. Sie zückte ihr Handy und wählte die Nummer ihrer Schule „ Ja Kathryn Mertueil hier ich hätte gerne den Schulleiter gesprochen“ „Ja natürlich Miss Mertueil ich schallte sie durch“, erklang die Stimme der Sekretärin. „ Guten Tag, Hargrove am Apparat“ „ Guten Tag Herr Hargrove. Ich rufe an, weil ich mir große Sorgen um ihre Tochter mache. Seit geraumer Zeit pflegt diese engen Kontakt zu meinen Bruder Sebastian. Wie sie sicher wissen, steht es mit dem Ruf meines Bruders nicht zum Besten und es wäre doch ein Skandal, wenn ihre Tochter mit so einer Person Umgang hätte, oder?“ „ Vielen Dank für ihren Anruf Miss Mertueil, ich werde meiner Tochter strengsten ins Gewissen reden. Auf Wiederhören“, erklang die besorgte Stimme des Schulleiters. Mit einem siegessicheren Lächeln legte Kathryn auf.

Annette hatte keine Ahnung, was auf sie zukam, als sie die Haustür öffnete. Aus dem Wohnzimmer hörte sie ihren Vater rufen: „ Annette kommst du mal bitte ins Wohnzimmer? Ich muss dringend mit dir über etwas sprechen.“ An seinem Tonfall konnte sie schon hören, dass es etwas sehr ernstes und sehr wahrscheinlich nicht gerade angenehmes war. Als sie ins Wohnzimmer kam und seinen Gesichtsausdruck sah, da wusste sie endgültig, dass dieses Gespräch alles andere als erfreulich verlaufen würde. „ Ja, Papa, was gibt es?“ „ Es geht um diesen Sebastian…“ Vor Schreck blieb Annette für einen Moment das Herz stehen. Er ist gestorben. Wahrscheinlich hat das Krankenhaus gerade angerufen, dachte sie voller Verzweiflung. Doch dann dämmerte ihr ein schrecklicher Verdacht. „ Diese Kathryn hat dich angerufen, habe ich Recht?“ Ihr Vater nickte nur. „ Wie kann sie es wagen, dich anzurufen! Dieses Mistst…“ Im letzten Moment verkniff sie sich diese Beleidigung, denn sie sah, wie das Stirnrunzeln ihres Vaters sich vertiefte. „So stimmt es also? Du bist wirklich mit diesem Sebastian zusammen?“ Die Stimme ihres Vaters triefte vor Verachtung. Trotzig antwortete Annette: „ Ja, das bin ich. Keiner wird mich daran hindern können, mit ihm zusammen zu sein, noch nicht einmal du! Ich liebe ihn. Glaube es, oder nicht!“ Erbost sprang ihr Vater auf. „Wie kannst du es wagen, so mit deinem Vater zu reden?! Ich werde es dir verbieten, mit ihm zusammen zu sein und daran wirst du dich halten, ansonsten…“ „Ansonsten was?“, fiel sie ihm ins Wort. „ Du kennst ihn noch nicht einmal und erlaubst dir ein Urteil über ihn? Warst nicht du derjenige, der mir gesagt hat, man solle Menschen nicht nach dem beurteilen, was man über sie hört, sondern danach, wie man sie selber sieht?! Du kennst ihn doch gar nicht und nur, weil dieses Mädchen, die im Übrigen auch noch kokainsüchtig ist, dich anruft, verurteilst du ihn jetzt. Er hat sich geändert, Papa. Er weiß selbst, dass er viele Fehler gemacht hat und, dass er diese nicht mehr rückgängig machen kann, aber er hat sich geändert. Er hat sich für mich entschieden und gegen Kathryn! Was willst du mehr? Er hat mir sogar sein Tagebuch gegeben, damit ich wirklich alles über ihn erfahre.“ Schluchzend ließ sie sich in einen der Sessel fallen. Eine Zeit lang herrschte ein beklommenes Schweigen zwischen ihnen, dann fing ihr Vater an, langsam und bedächtig zu sprechen. „ Wie soll ich ihm unvoreingenommen entgegentreten, nach allem, was ich von ihm gehört habe? Er hat so viel Schlechtes getan, hat so viele Menschen verletzt. Wie kann ich da sicher gehen, dass er nicht auch dem Wichtigsten, was ich besitze so viel Schmerz bereitet?!“ „Ach Papa, ich weiß schon, was ich tue. Sebastian liebt mich und ich liebe ihn. Reicht das nicht? Ich weiß nicht, was noch alles kommen wird, aber wir schaffen das schon irgendwie. Erstmal muss er jetzt wieder gesund werden.“ „ Er wird sich vor mir beweisen müssen, Annette, und ich werde es ihm nicht einfach machen.“ Annette wollte widersprechen. „ Nein, dazu wirst du jetzt nichts sagen. Bleib mit ihm zusammen und schau, was daraus wird. Aber sei dir gewiss, dass ich ein wachsames Auge auf ihn haben werde. Geh jetzt schlafen, du siehst müde aus.“ Zuerst wollte sie protestieren, doch dann wurde ihr bewusste, wie müde und schlapp sie sich fühlte. So sagte sie resigniert: „ Kannst du mich vielleicht so gegen zwanzig Uhr wecken? Die Krankenschwester hat gesagt, dass ich heute Abend wiederkommen darf. Es wäre mir wirklich wichtig, Papa. Vielleicht würdest du ja sogar mitkommen und mal mit ihm reden?“ Ihr Vater überlegte kurz, dann antwortete er: „ Okay, ich wecke dich und fahre auch mit dir zum Krankenhaus. Vielleicht ist es wirklich ganz gut, wenn ich zusammen mit dir zu ihm gehe.“ Er sah Annette nach, wie sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauflief und machte sich noch lange Gedanken darüber, wie er mit dieser Situation nun umgehen sollte. Als seine Gedanken auf Kathryn stießen griff er entschlossen zum Telefonhörer.

 

Kathryn saß in ihrem Zimmer auf ihrem Bett und überlegte sich, wie sie es schaffen könnte, Annette und Sebastian doch noch auseinander zu bekommen. Sie konnte ja sowieso schon schlecht mit Niederlagen leben, aber diese Niederlage war ganz besonders schlimm, ging es doch um diese Landpomeranze Annette. Ihre Gedanken wurden vom Klingeln des Telefons unterbrochen. „ Ja, hier ist Kathryn Mertueil.“ „ Guten Tag, hier ist Hargrove.“ Kathryn setzte ein süffisantes Lächeln auf und fragte mit zuckersüßer Stimme: „ Was kann ich für sie tun, Herr Hargrove?“ „ Sie können ihre Sachen, die sie noch im College haben abholen und sich nie mehr dort blicken lassen!“, antwortete ihr eine scharfe Stimme. Verwundert blickte sie den Hörer an. „ Wie, was…“, stammelte sie. „ Wovon reden sie?“ „Ich rede davon, dass ich sie soeben der Schule verwiesen habe. Ich möchte an meiner Schule keine Schüler haben, die kokainsüchtig sind.“ „ Woher wissen sie,...?“ Und dann dämmerte es ihr endlich. Wie kann diese Schlampe es wagen?!, dachte sie. „ Oh nein, sie werden mich nicht der Schule verweisen!“, entgegnete sie drohend. „ Sie wissen gar nicht, wie schnell ein Ruf versaut sein kann. Und genau das ist es, was ich machen werde, sollten sie mich wirklich der Schule verweisen. Ich werde dafür sorgen, dass sie innerhalb von zwei Tagen des Amtes als Schulleiter verwiesen und sie auch nirgendwo sonst eine Anstellung mehr finden werden!“  „ Ach, machen sie sich doch nicht lächerlich“, sprach der Direktor amüsiert. „ Sollten sie auch nur den Versuch wagen mir, oder meiner Familie zu schaden, dann haben sie schneller die Polizei vor ihrer Türe stehen, als sie gucken können! Ich möchte, dass sie bis spätestens Freitag ihre Sachen abgeholt haben! Auf Wiederhören, Miss Mertueil.“ Danach hörte Kathryn nur noch das Tuten des Telefons. Fassungslos ließ sie den Hörer fallen. In dem Moment begriff sie, dass sie alles, aber auch wirklich alles verloren hatte. Weinend saß sie im Sessel, bemitleidete sich selbst und wusste nicht mehr ein noch aus. Irgendwann setzte sie sich an ihren Schreibtisch, nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift und fing an, zu schreiben:

Hallo Sebastian, 

wenn du dies liest, dann werde ich wohl schon nicht mehr leben. Mir ist alles genommen worden, was ich hatte. Aber nicht von irgendwelchen Menschen, sondern von Annette und von dir!

Du hast mich zurückgewiesen, mir weismachen wollen, dass du mich nicht mehr begehrst. Dabei weiß ich genau, dass du dir eigentlich nur etwas vormachst. Ich wusste schon immer, dass du schwach bist und  dass du es nie schaffen wirst, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Oh, du bist so einfach zu manipulieren, Sebastian. Erst hast du dich von mir manipulieren lassen, jetzt macht es Annette. Als würdest du sie wirklich lieben. Pah, ich lache darüber. Die einzige, die du je geliebt hast und immer lieben wirst, bin ich.

Dein frigides Püppchen hat es geschafft, dass ich vom College geflogen bin. Diese Petze hat ihrem Vater doch glatt erzählt, dass ich Drogen nehme. Doch woher wusste sie es? Der einzige, der dies noch wusste, warst du. Du hast mich verraten und verkauft.

Mein Ruf ist geschädigt und wird es für immer bleiben. Wie soll ich also so weiterleben?! Ich werde dem ein Ende setzen. Die Leute um mich herum sind es nicht wert, dass ich weiterlebe. Sie sind alle unter meinem Niveau und Annette und du, ihr seid die Schlimmsten!

Kathryn

Nachdem sie diesen Brief geschrieben hatte, griff Kathryn in die unterste Schublade ihres Schreibtisches und holte daraus ein Spritzbesteck hervor. Überzeugt davon, dass sie das Richtige tat und allen anderen Menschen überlegen war, setzte sie sich den „ Goldenen Schuss“. Langsam, wie in Zeitlupe fiel ihr die Spritze aus der Hand und auf den Boden. Kathryn wurde es schwindelig und sie hatte das Gefühl, alles um sie herum würde sich drehen. Dann auf ein Mal fühlte sie, wie sie anfing zu zittern und sich schwächer und schwächer zu fühlen. Langsam glitt sie vom Stuhl und blieb reglos liegen. Ein letztes Mal öffnete sie ihren Augen und dann wurde alles schwarz.

So auf dem Boden liegend wurde sie ein paar Stunden später von der Putzfrau gefunden. Diese stieß einen markerschütternden Schrei aus, als sie Kathryn reglos, mit der Spritze neben sich auf dem Boden liegen sah. Immer wieder stieß sie Kathryn an, in der Hoffnung, dass sie nicht wirklich vor einer Leiche stand, doch Kathryn regte sich nicht mehr. Nachdem die Putzfrau sich wieder halbwegs im Griff hatte, ging sie zum Telefon und rief die Polizei an. Noch unter Schock stehend öffnete sie den Beamten zehn Minuten später die Tür und führte sie in Kathryns Arbeitszimmer. Die Beamten fanden den Brief und fragten die Putzfrau, wer Sebastian sei. Diese antwortete, dass er der Bruder sei und momentan wegen eines Unfalls im Krankenhaus liege. Eine halbe Stunde später wurde Kathryn von einem Leichenwagen abtransportiert und die Polizisten machten sich auf den Weg zum Krankenhaus.

Im Krankenhaus angekommen sah Annette von weitem, wie gerade zwei Polizisten das Zimmer von Sebastian und den Flur in die andere Richtung verließen. Angst ergriff Annettes Herz und sie griff beklommen nach der Hand ihres Vaters. Dieser drückte sie fest und warf einen Blick auf Annette. Er war erschrocken darüber, wie bleich sie war und ging noch ein wenig schneller. Am Zimmer angekommen zögerte Annette anzuklopfen und blieb noch einen Moment lang vor der Türe stehen. Dann fasste sie sich ein Herz. „ Herein“, ertönte die Stimme von Sebastian und Annette hätte am liebsten angefangen vor Freude zu weinen. Er lebt noch, dachte sie. Dann traten Vater und Tochter ein. Verwundert schaute Sebastian zu Annettes Vater. „Hallo, Sebastian. Wie geht es dir?“, fragte sie zaghaft. Immer noch verwundert auf Herrn Hargrove starrend antwortete Sebastian: „ Mir geht es zumindest besser als heute Mittag.“ „Sebastian, ich möchte dir meinen Vater vorstellen. Papa, dass ist Sebastian.“ Scheu blickte sie zu ihrem Vater auf. „ Guten Tag, Sebastian.“ „ Guten Tag, Herr Hargrove.“ Eine peinliche Stille breitete sich aus. Dann endlich ging Annettes Vater einen Schritt auf Sebastian zu. Wie er ihn so zerbrechlich in dem Bett liegen sah brachte er es nicht fertig, ihm einen Moralpredigt zu halten. So sagte er einfach nur: „ Sehen sie zu, dass sie schnell wieder gesund werden und passen sie gut auf meine Tochter auf. Ich denke ihr beiden wollt Zeit für euch haben und so werde ich jetzt gehen. Aber sobald sie aus dem Krankenhaus heraus sind, haben wir noch einiges zu bereden.“ Zum Abschied reichte er Sebastian die Hand und ging dann hinaus. Einen Moment blickte Annette ihrem Vater hinterher, dann setzte sie sich zu Sebastian ans Bett und nahm seine Hand in die ihre. Jetzt auf ein Mal fielen ihr die Polizisten wieder ein. „ Was wollten denn die Polizisten hier?“ „ Kathryn hat sich heute Morgen umgebracht und hat einen Abschiedsbrief hinterlassen.“ Annette schlug sich bei dieser Antwort die Hand vor den Mund. „ Aber wieso hat sie sich umgebracht?“, stammelte sie. „Willst du den Brief lesen? Ich denke, er wird dir als Antwort reichen“, antwortete Sebastian. Als sie nickte gab er ihr den Brief. Nachdem Annette ihn zu Ende gelesen hatte, blickt sie Sebastian eine Zeit lang schweigend an. Dann sagte sie: „ Es tut mir so leid Sebastian. Aber bitte versteh mich jetzt nicht falsch. Für mich ist dies eine Erlösung. Endlich wird sie nicht mehr versuchen, uns auseinander zu bringen und andere zu manipulieren. So gerne ich auch sagen würde, dass ihr Tod mich schmerzt, ich kann es nicht. Es tut mir leid, ja, aber mehr kann ich nicht empfinden.“ „ Es ist schon gut, mein Schatz. Ich weiß, was du empfindest, denn mir geht es nicht anders. Ich fühle mich wie befreit.“ Nachdem sie dies gesagt hatten, saßen sie einfach nur schweigend da und genossen die Gegenwart des Anderen.

Nach drei Wochen durfte Sebastian endlich aus dem Krankenhaus raus. Zum Glück hatte er keine bleibenden Schäden von dem Unfall davongetragen, außer einer Narbe, die sich quer über seinen Rücken zog.

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