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aktualisiert: 31.01.2012 © 2001-2012 Gottfried Krieger
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Der Film „Der Teufel trägt Prada“ handelt von einer unattraktiven, jungen Frau namens Andrea, die sich bei der Modezeitschrift „Runway“ als zweite Assistentin bewirbt. (In unserer Fassung ist die Frau hübsch, wird jedoch als hässlich empfunden). Sie passt nicht in das Schönheitsideal der Agentur, doch wurden vorige sehr hübsche Bewerberinnen für den Job als äußerst unfähig befunden, sodass Miranda den Job dieses Mal der „tristen Person“ Andrea gibt. Von Emily, der ersten Assistentin bekommt sie eine kleine Einweisung, wodurch sie ziemlich eingeschüchtert wird. Weiterhin muss sie sich von nun an für die Agentur aufopfern und unmögliche Aufgaben ihrer karrierebesessenen Chefin Miranda erledigen. Andrea sieht den Job jedoch als große Chance an, der ihr viele Türen öffnen könnte, sodass sie nicht weiter auf ihr privates Umfeld achtet. Sie möchte den Job für mindestens ein Jahr machen, da sie dann ihre journalistische Karriere anstreben kann. Emily macht ihr zudem das berufliche Leben noch schwerer und zwingt ihr immer wieder die „Drecksarbeit“, wie zum Beispiel Besorgungen für Mirandas Zwillinge, auf. Als Andrea sich dann eines Abends mit ihrem Vater trifft, ruft Miranda an, die in Miami wegen Unwetter festsitzt. Andrea versucht mit aller Kraft, Miranda einen Flug von Miami nach New York zu verschaffen, jedoch vergebens.
Szene 1: Am nächsten Tag schleicht Andrea in das Büro ihrer Chefin Miranda und ist fest davon überzeugt, dass sie jetzt ihren Job los ist. Leise stöckelt sie in das Büro, und schon dreht sich Miranda langsam zu ihr um. Diesmal trägt sie ein Kleid, das aussieht, wie ein zerrissener Müllsack mit Flicken, wenn es nicht sogar ein Müllsack war. Zudem ist ihre Brille viel zu groß, dazu noch gelb und mit kleinen Propellern dran. Andrea denkt an ihre Kindheit zurück, wo sie eine ähnliche Brille hatte, jedoch um einige Nummern kleiner. Auch Mirandas Frisur ist heute wie üblich zu einem riesigen Zopf nach oben gebunden, was aussieht, als hätte sie eine Pflanze auf dem Kopf. „Das Theaterstück der Zwillinge war eine reine Lachnummer. Hänsel flog von der Bühne und meine Gretel kotzte vor Aufregung die gesamte erste Reihe voll. Und was meinst du, wäre ich gerne da gewesen?“ Andrea guckt Miranda verschüchtert an und sagt fragend: „Nein?“ „Natürlich hätte ich gerne mitgelacht, du Dummerchen!“ Andrea schaut sie erstaunt an und fragt geschockt: „Oh, und jetzt?“ Miranda wirkt erbost und erklärt ihr: „Was, und jetzt… Ich hab schon viele Frauen eingestellt, die dumm, dafür allerdings um einiges hübscher und dünner waren als du, aber du bist echt ein Schuss in den Ofen! Da will man Dicken mal eine Chance geben… und dann kommt so was!“ Genau in diesem Augenblick, sieht Andy wie Mirandas Kleid ein wenig aufreißt, doch das scheint Miranda gar nichts auszumachen. Auch nicht, als sich darunter eine Art Kartoffelsack, was wohl ein Unterkleid darstellen sollte, entblößte. Doch dann fällt Andy auf, dass auf diesem „Jutefetzen“ jedoch ein dickes Prada Zeichen glänzt, was den Wert des Kleides unermesslich in die Höhe steigen lässt. Andrea ist sprachlos und schaut verletzt auf den Boden. In Gedanken blickt sie auf die letzten Wochen zurück, in denen sie sich so sehr für Miranda aufopferte, ohne je einen Dank dafür zu haben bekommen. Man kann ihr deutlich ansehen, dass sie Miranda am liebsten die Meinung sagen würde und ihren Job freiwillig aufgeben würde. Jedoch weiß sie, dass das auf keinen Fall der richtige Weg wäre, da ihr sonst alle Türen zum Journalismus verschlossen blieben. Sie denkt darüber nach, was sie jetzt machen soll: „Soll ich an die Decke springen? Aus dem Fenster? Ihr die Füße küssen? Oder auf den Boden schmeißen und um Verzeihung flehen? Oder … jaaa! Das ist gut!“ Fest entschlossen schmeißt sie sich auf den Boden und schluchzt um Verzeihung. Angewidert guckt Miranda Sie an: „Deine Wimperntusche versaut meinen Boden, Dummerchen!“ Andrea fängt an zu weinen. „Was soll ich bloß tun? Bitte schmeißen Sie mich nicht raus! Es ist anders als Sie denken! Ich würde wirklich alles für Sie tun!“ Miranda schaut arrogant auf sie herab und ihr Kleid reißt wieder ein Stück ein, sodass man wieder mehr von dem Jutesack zu sehen bekommt: „Oh bitte, Dummerchen! Du bist ein hoffnungsloser Fall, sieh das endlich ein!“ „Aber ich würde alles für Sie tun!“ „Wirklich … ALLES?“
Szene 2: Andrea stürmt in das Atelier und flucht wütend vor sich hin: „Der werd ich zeigen, was sie an mir hat! Was bildet das Nilpferd sich eigentlich ein? Sagt zu mir ich sei dick und sieht selbst aus, als würde sie LKWs auf DSF ziehen. Und selbst die dickste Frau der Welt wird noch hübscher aussehen, als diese Mode-Tussi in ihren Müll- und Kartoffelsäcken.“ Im Hintergrund hört man ein leises Husten. Plötzlich schleicht Nigel um die Ecke. Er trägt einen alten Armeehelm und dazu ein Gorillakostüm aus seiner neuen Kollektion: „Der Gorillakämpfer, ein Wintermärchen“: „Andy, Baby! Was machst du für ein Drama?“ Zitternd vor Aufregung erklärt Andrea: „Miranda hat mich fast rausgeschmissen, wie mach ich das wieder gut? Ich hab ihr versprochen es zu versuchen, ich weiß nicht wie, ich bin dick und hässlich und …!“ Nigel schaut sie verwirrt an: „Stopp, stopp, stopp, Süße! Gib mir erst mal ein Küsschen!“ Andrea gibt Nigel benommen einen Kuss auf die Wange und starrt an die Decke. „Kindchen, Kindchen, deine Wimperntusche ist ja total verschmiert. Oh Baby, was hast du doch gemacht. Komm mal her.“ Nigel holt ein Taschentuch heraus und wischt ihr vorsichtig die Wimperntusche weg. „So Schatz, was ist nun los. Erzähl mir mal alles ganz in Ruhe. Ach nein, vorher… warte eben. Hier...“, Nigel zieht unter dem Tisch eine Handtasche hervor. Andrea erschrak. Das Krokodil vor ihr, was Nigel ihr als Handtasche verkaufen wollte, hatte den Bauch aufgeschlitzt und war von innen mit Leder ausgestattet. Zudem hatte sie das Gefühl als würde das Krokodil noch zucken. „Ist die nicht klasse, diese Handetasche? Ich hab sie ganz neu entworfen, das Tier wurde direkt von Südafrika eingeflogen. Total geil!“ Nigel streicht über das Krokodilleder, nimmt Andreas Hand und führt auch diese zu der Handtasche. „Ist die nicht hot?“ Ein wenig angewidert und ängstlich zieht Andrea schnell wieder ihre Hand zurück, Nigel jedoch scheint es nicht im Geringsten zu stören, dass das Tier einst lebte. „Ach ich liebe es, Handetaschen zu entwerfen. Weißt du, eine Handetasche muss leben und diese tut es. Einfach genial. Aber okay, du wolltest mir was erzählen Baby, leg los.“ „Nunja, es ist so, Miranda ist ziemlich böse auf mich und ich muss mir nun irgendwas einfallen lassen, damit Sie mich nicht kündigt. Weißt du, ich konnte ihr keinen Flug mehr besorgen, von Miami zurück und somit hat sie die dumme Theateraufführung ihrer Blagen verpasst. Jetzt ist sie verdammt wütend auf mich und ich will sie beeindrucken, aber ich weiß nicht wie.“ „Kindchen, du laberst mir hier ein Kotelett an die Backe. Weißt du, wir stylen dich einfach ein bisschen um. Nunja, ich meine was heißt einfach ein bisschen, da gibt es schon einiges, was verändert werden muss. Die Haare, mehr Make-up …“ Nigel fummelt an ihren Haaren rum und malt sich in Gedanken schon die Veränderung aus: „Die Haare könnten wir ähnlich wie die von Miranda machen. Zudem muss ich sagen, dass ich diese neue Mode entworfen habe. Die Haare nach oben gesteckt, auf die Idee muss man erstmal kommen, ich bin einfach zu genial.“ Andrea ist bisher eher wenig beeindruckt. „Ich finde mich hübsch und ich ziehe das an, was mir gefällt und wo ich mich wohl drin fühle. Nur weil ich diesem dürren, aufgestylten Modebild der Agentur nicht entspreche, heißt das nicht, das man mich deswegen verachten kann.“ „Also Schätzchen, so kannst du das nicht sagen. Kleider machen schließlich Leute und hier gilt dies besonders. Sieh dir zum Beispiel mal die Neue in der Verwaltung an. Sie ist groß, blond, natürlich sehr schlank und hat die neuste Mode aus Mailand übernommen. Ein Turban auf dem Kopf, das ist wirklich wahnsinnig hot, die Idee hätte von mir kommen können.“ „Mh, ja vielleicht hast du Recht. Und beeindruckt wäre Miranda sicherlich auch, oder was meinst du, Nigel?“ „Schätzchen, ich bitte dich, sie wäre schon beeindruckt, wenn du eine Handetasche mit dir tragen würdest.“ Seit langer Zeit sieht man wieder ein Lächeln auf Andreas Gesicht. „Danke Nigel, die Idee ist prima“. „Aber freu dich nicht zu früh, wir führen keine Mode in Übergrößen, schließlich sind unsere Models alle dünn und nicht so dick wie du.“ „Jaja Nigel!“ Andrea lächelt und folgt Nigel in einen großen Raum, gefüllt mit aller Art von Kleidungsstilen und Massenhaft an Accessoires.
Szene 3 Andrea schaut sich mit großen Augen in dem Raum um: „Es ist einfach Wahnsinn, was sich hier in den Jahren an Klamotten anlagert. Der komplette Raum ist ja voll mit Kleidung.“ „Schätzchen, ich bitte dich, das ist die ganze Mode von diesem Monat. Wir sind doch keine Altkleidersammlung, die über Jahre hinweg Sachen hortet. Also wirklich Schätzen. Unglaublich, deine Bildung.“ Während Nigel Andrea durch die Reihen mit Kleidung führt, macht Andrea sich Gedanken darüber, wie sie wohl nachher aussehen wird. Ihr ist ebenfalls noch nicht so ganz klar, wieso sie alle für so dick empfinden, eigentlich empfand sie sich immer als normal und auch Nade hatte nie etwas an ihr auszusetzen. Die Modewelt ist eben eine ganz andere Welt, in der sich alles um das Äußere dreht und nicht um innere Werte oder Intelligenz. „Baby, wieso trödelst du, Beeilung, Beeilung! Wir sind hier nicht zum Kaffeeklatsch.“ Ein wenig angenervt trottet Andrea wieder zu Nigel, der inzwischen eine Hand voll Kleider in der Hand hielt. „Ich habe hier nur die besten Sachen: Zum Beispiel dieses Prachtstück von Chanel!“ Andrea betrachtet kritisch den blauen Müllsack, den Nigel voller Stolz hochhält. „Oder warte Schätzchen! Oh mein Gott, mir fällt gerade ein. Dieser Hut wird dir besondert gut stehen!“ Während Nigel wie besessen ein Teil nach dem anderen zum Vorschein holt, ist Andrea sprachlos. Nigel bemerkt Andreas blasses Gesicht: „Was ist los mit dir, Honey? Gefällt dir irgendetwas nicht?“ „Doch, doch! Super Nigel, danke!“ Als Nigel jedoch das nächste Kleidungsstück herausholt, platzt Andrea der Kragen: „Ach du heilige Scheiße! Nigel, ich bitte dich. Selbst der Obdachlose, dem ich vorhin 50 Cent gegeben habe, sah im Vergleich zu dieser Mode geradezu elegant aus!“ Nigel schaut sie mit großen Augen an: „Es sieht wirklich so aus, als würdest du rein gar nichts von Mode verstehen. Die Sachen, die der Obdachlose anhatte, waren ganz bestimmt nicht von Gucci! Und nun komm, das wird prima aussehen! Dafür leg ich meine Hand ins Feuer!“ „Dann verbrenn dich mal schön“ nuschelt Andrea, als sie brav hinter Nigel hertrottet, und grinst. Nigel schnappt sich im Weitergehen eine Menge Sachen und dann sieht man die beiden nur noch mit einem riesigen Berg merkwürdiger Klamotten um die Ecke huschen. In fünf Minuten Abständen sieht man Andrea mit weniger begeistertem Gesichtsausdruck aus der Kabine kommen. Bei jedem neuen Outfit, mit dem sie die Kabine verlässt, klatscht Nigel beigeistert auf und erfreut sich des Anblicks. Bei dem letzten Outfit kann Nigel seine Freude schließlich nicht mehr zurückhalten und springt auf: „Baby, mir stockt der Atem! Diese Clogs von Manolo Blahnik, dann diese unwiderstehliche Strumpfhose. Dazu dieser Rock von Prada, der blendend zu diesem Louis Vuitton Schal passt. Und erst dieser Hut!“ Andrea betrachtete sich im Spiegel, fragte sich jedoch wie Nigel dieses Ding um ihren Hals noch als Schal bezeichnen konnte. „Also wenn du damit Miranda nicht begeistern kannst, dann weiß ich auch nicht! Und nun zeig den anderen, was du drauf hast!“
Szene 4: Andrea verlässt das Gebäude mit gemischten Gefühlen. Einerseits fühlt sie sich wunderbar. Endlich wird sie in ihrem Job angesehen und fühlt sich inmitten von ihren Arbeitskollegen und Models, die sie täglich sieht nicht mehr als hässliches Entlein! Aber auf der anderen Seite findet sie diese Lumpen, die sie trägt nicht wirklich schön und wohl fühlen tut sie sich schon gar nicht. Die Stoffe kratzen und sind alles andere als bequem. Unsicher steht sie vor dem Gebäude und wartet auf Nade. Als er endlich vorbei kommt, geht er zunächst an ihr vorbei. „Ey!“ ruft Andrea ihm hinterher. Sie hätte es irgendwie schon ahnen können, dass ihr Freund sie in diesem Outfit nicht wiedererkennen wird und gefallen wird es ihm bestimmt schon gar nicht. Nade dreht sich zu ihr um: „Tut mir Leid, ich habe kein Geld bei mir!“ Zuerst denkt Andrea, Nade würde sie auf den Arm nehmen, doch auch nach einer weiteren Minute, macht er keinerlei Anstalten sich zu ihr umzudrehen. Schließlich steigen ihr die Tränen in die Augen: „Nade, Ich bin’s doch, Andy!“ Nade dreht sich erneut zu ihr um, erkennt nun erstmals seine Freundin wieder und geht langsam auf sie zu. Er ist sprachlos. Andrea schaut ihn verzweifelt an: „Nade, bitte sag doch etwas!“ „Was soll ich schon sagen? Du bist nicht du. Du siehst aus wie all diese anderen Modepüppchen! Erst machst du dich über sie lustig und jetzt bist du plötzlich eine von ihnen. Was soll ich dazu deiner Meinung nach sagen? Ich versteh dich einfach nicht, tut mir Leid, Andy.“ „Ich verstehe mich selber ja nicht wirklich. Ich will ja nur etwas Anerkennung in meinem Beruf und ich denke, dass ich sie so bekommen kann. Ich kann mich nicht ständig von allen anderen abheben und... naja, wenn ich in ihren Augen hässlich bin. Mit der Einstellung kann ich meinen Beruf ganz einfach vergessen. Kannst du das denn nicht irgendwie verstehen?“ „Um ehrlich zu sein: Nein. Du hast mir immer erklärt wie wichtig es sei, dass man seine eigene Persönlichkeit behält und sich nicht anders verhält, als man ist. Du warst immer stolz darauf, dass du dir nichts von anderen hast sagen lassen und das war eine der tollsten und bemerkenswertesten Eigenschaften an dir. Und jetzt kommst du an und bist eine von denen, die du vorher kritisiert hast. Nein Andy, ich verstehe dich nicht. Du hattest doch den Job und hast es so gut es ging versucht. Du hast getan, was du konntest und wenn sie dich nur anerkennen, wenn du aussiehst, wie sie, dann ist es das, meiner Meinung nach, nicht wert. Dabei fand ich nie, dass du dich schlecht kleidest, hässlich aussiehst oder sogar dick bist. Das ist etwas, was Sie dir einbläuen und du fällst darauf herein!“ Ein wenig verächtlich läuft Nade weg, ohne weiter auf Andrea zu achten. „Warte doch Nade!“ ruft Andrea ihm hinterher und versucht, mit ihren Clogs mit ihm Schritt zu halten. Doch da diese Schuhe nicht gerade zum rennen geeignet sind, fliegt sie aus ihren verdammten Schuhen und fällt. Wieder beginnt sie zu weinen und haut auf den Boden: „Verdammt!“ Erst jetzt bemerkt Nade Andreas Sturz und bleibt stehen. Er schnaubt und geht zu ihr „Komm, ich helfe dir wieder hoch.“ „Danke.“ sagt Andrea und schaut verletzlich auf den Boden. „Weißt du, ich erwarte nicht von dir, dass du mein Aussehen gut findest, ich erwarte nur, dass du nichts dagegen sagst und es akzeptierst, ich finde mich selber nicht hübsch oder dergleichen, aber ich mag es nicht ständig schräg angesehen zu werden. Und zudem …“, Andrea macht eine kleine Pause und schaut Nade lächelnd von der Seite an: „… Außerdem können wir die Sachen ja schnell wieder ausziehen, untendrunter sehe ich immer noch aus wie vorher!“ Andrea fängt an zu lachen und auch Nade kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Also irgendwie schaffst du es immer, mich zu überzeugen. Komm mit mein kleines Modepüppchen.“ Andrea stupst Nade ein wenig von der Seite an und die beiden gehen Arm in Arm durch die dunkle Nacht nach Hause.
Szene 5: Als Andrea am nächsten Tag die Tür der Agentur öffnet, überfällt sie plötzlich ein Gefühl von Glück. Alles ist gut, sie sieht aus, wie die anderen in der Agentur und sogar ihr Freund akzeptiert nun ihren neuen Look. Er hält nicht viel davon, aber er akzeptiert es, was mehr ist, als Andrea erwarten kann und das weiß sie. Außerdem hatten die beiden gestern noch einen wunderschönen Abend zusammen. Voller Stolz schreitet sie den Flur entlang, der ihr heute viel länger vorkommt, als sonst. Sie kann es einfach kaum erwarten, all den anderen zu zeigen, was sie aus sich rausholen kann und – was noch viel besser war: Miranda endlich zu beweisen, dass die Entscheidung, sie einzustellen, die Entscheidung, eine gebildete, junge Frau als Assistentin zu haben, die beste Entscheidung ihres Lebens war. Völlig in Gedanken versunken schlüpft sie plötzlich erneut aus ihren Clogs und kann sich gerade noch halten, um nicht schon wieder hinzufallen. Dieser Auftritt lässt ihre Selbstsicherheit innerhalb von Sekunden sehr stark sinken. Verunsichert schaut sie sich um und murmelt: „Okay, Andrea. Keiner hat dich gesehen, du siehst super aus, Miranda wird begeistert sein, alle werden dich lieben, du bist es!“ Noch bevor sie sich diese Sätze einprägen kann, ertönt plötzlich hinter ihr eine schrille Stimme, die sie nur allzu gut kennt: „Andy, Baby. Du sollst schweben, nicht stolpern! Laufe so elegant, wie du dich mit Sicherheit fühlst. Also du schaffst es selbst in diesen Klamotten deinen Auftritt zu vermasseln!“ Andrea starrt Nigel errötet und mit offenem Mund an. „Schätzchen, nun schau doch nicht so. Du dachtest doch nicht im ernst, dass dich keiner gesehen hätte? Und nun komm wieder auf den Teppich und zeig den anderen die neue Andy! Ich bin so gespannt auf die Reaktion, ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können! Nun lauf...!“ Etwas verwirrt läuft Andy weiter und versucht so zu tun, als sei nichts geschehen und konzentriert sich erneut darauf, ihre Sätze vor sich her zu sagen: „Keiner hat dich gesehen, - ok...noch mal. Nur einer hat dich gesehen, du siehst super aus, Miranda wird begeistert sein, alle werden dich lieben, du bist es!“ Mehr oder weniger überzeugt von ihren eigenen Worten öffnet sie die Tür des Nebenraumes zu Mirandas Büro. Spätestens als sie die neidischen Blicke von Emily und Serina sieht, ist ihre Selbstüberzeugung wieder am Höhepunkt angelangt. Sie hätte schreien können. Genau so hatte sie es sich erträumt. Selbst wenn sie nicht überzeugt ist von dem Fummel, den sie anhat, an den Blicken der anderen Assistentinnen konnte sie klar erkennen, dass sie es sehr wohl waren. Und ihre Blicke haben mehr als das. Wenn man genau hinsieht, sieht man, dass sie sogar eine Spur von Neid haben. „Woow! Du siehst toll aus!“ schreit Serina und kommt auf Andy zugerannt. Während Serina begeistert an Andys Klamotten rumfummelt und Andy aufpassen muss, dass Serina sie nicht auszieht, verwandelt sich der Blick Emilys zunächst in einen skeptischen. „Woher ist der Schal?“ fragt sie zickig und Andrea findet den bestimmerischen Unterton in ihrer Stimme unpassend. „Nigel hat ihn mir gegeben, er ist von...“ weiter kommt sie nicht, denn sofort ertönt ein schriller Schrei von Serina: „Oh mein Gott, Louis Vuitton!!! Der passt wirklich super zu dir, Süße!“ „Krieg dich ein.“, faucht Emily und geht auf Andrea zu. „Emily, ich möchte keinen Schönheitswettbewerb mit dir. Ich hatte bloß – ich wollte…“ „Schon gut!“, fällt Emily Andrea ins Wort: „Du bist wunderschön!“, sagt sie und lächelt. Andy ist verblüfft und stolz zugleich. Sie hat niemals damit gerechnet, so etwas irgendwann einmal aus Emilys Mund zu hören. „Guck nicht so!“, unterbricht Emily ihren Gedankengang: „Du hast schon richtig gehört! Hat Miranda dich schon gesehen? Was hat sie gesagt?“ „Nein, ich war gerade auf dem Weg zu ihr.“ „Dann lass dich nicht aufhalten!“
Szene 6: Als Andrea vor der Tür von Miranda steht, stockt sie kurz. Was, wenn Miranda ihr Outfit nicht gefällt? Was, wenn Miranda sie längst gefeuert hat, ohne dass sie überhaupt davon wusste? Kurz: Was, wenn sie jetzt darein geht und sich voll zum Affen macht? Vorsichtig klopft sie an Mirandas Tür. Keiner antwortet. Andrea atmet tief durch und klopft erneut, diesmal jedoch ein bisschen lauter. „Wer ist denn da, verdammt noch mal?“ ertönt Mirandas genervte Stimme laut aus ihrem Büro. Schüchtern drückt Andy die Türklinke runter und steckt ihren Kopf durch die Tür. Ohne hochzuschauen, wer in ihrem Büro erschienen ist, schaut sie weiterhin in ihre Zeitschrift und fragt Andy: „Hab ich gesagt, dass du reinkommen kannst?“ „Oh entschuldige… ich werde wieder rausgehen.“ „Also jetzt hast du mich raus gebracht.“ Wütend knallt sie ihre Zeitschrift auf den Glastisch und Andrea zuckt zusammen. Zitternd denkt sie: „Sie hat immer noch nicht zu mir hochgesehen. Was kann ich denn jetzt bloß tun um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken?“ Miranda unterbricht ihre Gedankengänge: „Willst du nun was von mir, oder darf ich jetzt weiter arbeiten?“ Andrea fasst schließlich all ihren Mut zusammen, geht einen Schritt nach vorn und fängt an „Ich wollte nur…“ sie räuspert sich und beginnt noch mal „Ich wollte wissen, was Sie von meinem neuen Look halten. Nachdem Sie mich gestern so fertig gemacht haben, wollte ich mir etwas einfallen lassen, wie ich Sie vielleicht beeindrucken könnte, und das hier erschien mir als eine gute Idee. Aber, naja vielleicht war es das nicht.“ Endlich schaut Miranda hoch zu ihr, skeptisch beugt sie sich nach vorn und lässt ihre Brille etwas weiter hinunter auf ihre Nase gleiten. Nichts. Andrea fängt langsam wieder an, nervös zu werden. Miranda schaut sie immer noch skeptisch an, blickt auf ihre Clogs und hinauf bis zu ihrem Schal von Louis Vuitton. Langsam schiebt sie ihren Stuhl zurück und richtet sich ihr Kleid, welches mit lauter bunten, herunterhängenden Flicken versehrt ist. Ihr nach oben gebundener Zopf wackelt ein wenig hin und her. „Was meinst du, sollte ich jetzt vor Freude in die Luft springen? Soll ich dir in die Arme fallen und sagen, dass du hübsch aussiehst und dich fragen, ob du mit mir einen Kaffee trinken gehen willst?“ Miranda macht eine Pause. Ihr übliches arrogantes, selbstgefälliges Gesicht, welches Andrea nur allzu gut bekannt ist, blickt auf sie herab. „Ähm, ich weiß nicht.“ Sprachlos blickt Andrea zu ihren Clogs hinunter. „Du arbeitest hier als meine Assistentin, in einem Modemagazin. Und nicht nur in irgendeinem Modemagazin, sondern in DEM Modemagazin! Es wäre deine Pflicht gewesen, dich von Anfang an dementsprechend zu kleiden. Du gehörst zu dieser Agentur und repräsentierst sie somit.“ „Aber sagen Sie mal, sehe ich denn gut aus, also … ähm kann ich die Agentur gut genug repräsentieren?“ „Also wirklich, Dummerchen, du wirst ja wohl in der Lage sein, in den Spiegel zu schauen und zu sagen, ob es gut aussieht oder nicht! Ich bin doch nicht deine Mutter, die kontrolliert, was du anhast und dir deine Sachen zusammenlegt.“ „Mh ja, schon klar.“ „Also, was stehst du hier noch so blöd rum, ich hab zu tun und du mit Sicherheit auch. Um drei Uhr möchte ich meinen Kaffee haben und verbinde mich noch mit De Machelier.“ „Okay, gut, alles klar.“ Mit komischen Gefühlen geht Andrea zurück zu ihrem Platz und flüstert leise: „Zumindest hab ich meinen Job noch.“ Sie setzt sich hin und macht mit ihrer Arbeit weiter. Miranda dreht sich zur gleichen Zeit lächelnd mit ihrem Schreibtischstuhl in Richtung Fenster. Dieses Mauerblümchen hatte es tatsächlich geschafft, sie zu beeindrucken. Ja, wenn sie ehrlich zu sich war, dann sah Andy heute sogar richtig hübsch aus.
ENDE Nach ihrem Umstyling trifft sich Andrea mit ihren Freunden in einer Bar und gibt ihnen einige Extra-Accessoires aus der Firma. Ihre nächste große Aufgabe besteht darin auf der Party von dem Modedesigner James Holt etwas abzuholen. Auf der Party trifft sie den Autor Christian Thompson, der ihr anbietet, ihre journalistischen Texte zu lesen. Ihre nächsten Arbeitswochen plant sie so gut, dass Sie Dinge bereits im Voraus erledigt und Miranda sie etwas anerkennt und sogar anfängt sie Andrea zu nennen. Dann endlich darf Andrea das Geschäftsbuch zu Miranda nach Hause bringen, was die wichtigste Aufgabe der Assistentin ist. Verbotenerweise geht sie jedoch nach oben und Miranda ist am nächsten Tag ziemlich sauer. Als letzte Chance soll Andrea den neuen, unveröffentlichten Harry Potter für die Zwillinge der Chefin besorgen. Christian hilft ihr und somit schafft sie es wieder, sodass Miranda zufrieden ist. Da Emily krank wird, soll Andrea Miranda auf einer Party begleiten und Miranda mit den Namen der Gäste auf die Sprünge helfen, die Miranda gerne mal vergisst. Und das ausgerechnet auf dem Geburtstag ihres Freundes Nade. Miranda ist immer mehr beeindruckt von Andreas Leistungen, sodass sie an Emilys Stelle mit nach Paris soll. Auf einer Kunstausstellung begegnet Andrea dann Christian Thompson wieder und zum Abschied küsst er sie auf die Wange. Kurz darauf führen Andrea und Nade eine Beziehungspause ein. Somit fliegt Andrea also nach Paris und landet nach anfänglichen Gewissensbissen mit Christian im Bett. Dabei erfährt sie am nächsten morgen, dass Miranda gekündigt werden soll. Durch Mirandas Hinterlistigkeit wird sie jedoch nicht gekündigt und Nigel, der eigentlich befördert werden sollte, wird es doch nicht. Andrea erkennt zum Ende, dass sie nicht so enden will wie Miranda. Eine karrierebesessene Frau ohne Freunde und Liebe. Somit entscheidet sie sich gegen die Karriere und geht einfach. Der Film endet damit, dass Andrea bei einer kleineren Zeitschriftagentur eingestellt wird. |